Der Standpunkt zum ACC

Das Ende der Blockbuster

Der Kongress des American College of Cardiology war einmal mehr ein Barometer für die Trends in der Kardiologie. Doch von vielen "heißen" Studien haben nicht wenige enttäuscht, meint Peter Overbeck. Doch es gibt auch Überraschungen.

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Peter Overbeck ist stellv. Ressortleiter im Ressort Medizin. Schreiben Sie ihm: peter.overbeck@ springer.com

Der gerade zu Ende gegangene Herzkongress des American College of Cardiology war mit den dort präsentierten "heißen" neuen Studien wieder ein Barometer für die Entwicklungen und Trends in der kardiovaskulären Forschung.

Die Studien bescherten Enttäuschung über vermeintlich vielversprechende Hoffnungsträger, aber auch Überraschungen, an die sich neue Hoffnungen auf künftige Fortschritte knüpfen.

Ein Trend setzte sich fort: Es geht klar in Richtung einer selektiveren kardiovaskulären Therapie. "Blockbuster" mit Anwendungspotenzial für ein breites Patientenspektrum wie Atorvastatin oder Clopidogrel sind immer schwerer zu entwickeln.

Das zeigt einmal mehr der Ausgang einer Megastudie bei 26.000 Patienten, die alle eine koronare, zerebrovaskuläre oder periphere Gefäßerkrankung hatten.

Der Versuch, mit Vorapaxar einen neuen Thrombozytenhemmer als sekundärpräventive "Einheitstherapie" für alle vaskulären Erkrankungen zu etablieren, ging schief. Ob dieses Präparat als Option zumindest bei Koronarkranken Zukunft hat, bleibt abzuwarten.

Auf anderem Wege könnte sich aber der Faktor-Xa-Hemmer Rivaroxaban "Blockbuster"-Status erobern - nämlich durch etappenweise Erweiterung seines Indikationsspektrums. Der Gerinnungshemmer ist in Deutschland bereits für drei Indikationen, darunter die Schlaganfallprophylaxe bei Vorhofflimmern, zugelassen.

Die in Chicago vorgestellte EINSTEIN-PE-Studie dürfte die Tür zur Behandlung auch von Patienten mit Lungenembolie (mit und ohne tiefe Beinvenenthrombose) als weiterer Indikation weit geöffnet haben.

Aufhorchen ließen Ergebnisse einer Phase-II-Studie mit einem neuen Wirkstoff, der derzeit noch die Bezeichnung SAR236553/REGN727 trägt. Dieser Antikörper gegen ein Enzym, das den Abbau von LDL-Rezeptoren in der Leber fördert, senkte bei bereits mit Atorvastatin behandelten Patienten das LDL-Cholesterin noch um bis zu 72 Prozent.

Ob allerdings diese Therapie je die Anwendungsbreite von Statinen erreichen wird, darf bezweifelt werden.

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 30.03.201216:04 Uhr

Persönliche ACC-Nachlese

Auch ACC-ferne medizinische Alltagsfragen bleiben unbeantwortet. Was ist mit den durch die ALLHAT-Studie (Antihypertensive and Lipid-Lowering Treatment to Prevent Heart Attack Trial) und u. a. durch Prof. Dr. med. Karl Lauterbach protegierten Thiaziddiuretika, die Diabetologen als diabetogen und Nephrologen als suspekt ansehen? Was ist mit der in der Praxis häufig vorkommenden hochdosierten NSAR- und Steroid-Parallelwelt der Orthopäden und der kardiologisch-allgemeinärztlichen Realität der ACE-Hemmung an der Niere? Wie sind KHK-Risiken und Auftreten von akutem Koronarsyndrom (ACS) im Zusammenhang mit NSAR zu bewerten? Wie verhalten wir uns nach der für ACE-Hemmer/AT1-Blocker-Kombinationen (nicht für die Einzelsubstanzen!) ungünstigen Telmisartan-ONTARGET-Studienlage?

Dass uns Hausärztinnen und Hausärzten bei den zahlreichen konkurrierenden Clopidogrel-Nachfolgern, bei der Prophylaxe mit Dabigatran, Apixaban und Rivaroxaban ganz schön schwindelig werden kann, ist hoffentlich auch für forschende Kardiologie-Kapazitäten nachvollziehbar. Aber absolut beruhigend ist die Tatsache, dass mit der Patentfreigabe von Atorvastatin diejenigen sich an die Spitze der "Billigverordnungen" setzen können, die vorher diesen angeblichen "me-too" CSE-Hemmer mit Verweis auf dubiose Studienlagen medizinisch und publizistisch auf das Schärfste missbilligt hatten.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund


Dass uns Hausärztinnen und Hausärzten bei den zahlreichen konkurrierenden Clopidogrel-Nachfolgern, bei der Prophylaxe mit Dabigatran, Apixaban und Rivaroxaban ganz schön schwindelig werden kann, ist hoffentlich auch für forschende Kardiologie-Kapazitäten nachvollziehbar. Aber absolut beruhigend ist die Tatsache, dass mit der Patentfreigabe von Atorvastatin diejenigen sich an die Spitze der "Billigverordnungen" setzen können, die vorher diesen angeblichen "me-too" CSE-Hemmer mit Verweis auf völlig dubiose Studienlage medizinisch und publizistisch schärfstens missbilligt hatten.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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