HIV

Demenz entsteht durch Immunreaktion

Veröffentlicht:

BOCHUM. Seit der Einführung der kombinierten antiretroviralen Therapie Mitte der 90er Jahre hat sich die Lebenserwartung von HIV-infizierten Patienten deutlich verlängert.

Dadurch werden Langzeitkomplikationen bedeutender: Fast jeder zweite HIV-Patient erkrankt an neurokognitiven Störungen (HIV-associated neurocognitive disorders, HAND) bis hin zur Demenz.

Ursache ist, dass infizierte Zellen im Gehirn Immunzellen aktivieren, die Nervenzellen schädigen, wie Forscher nachgewiesen haben (Experimental Neurology 2014, online 19. August). Die Erkenntnisse könnten helfen, Biomarker und Therapien zu entwickeln, wie die Ruhr Universität Bochum mitteilt.

Die Wissenschaftler untersuchten in Zellkulturen, ob HIV-infizierte Monozyten Mikrogliazellen im Gehirn aktivieren und diese daraufhin reaktive Sauerstoffmetaboliten oder Zytokine freisetzen. Dazu simulierten sie die einzelnen Schritte der HIV-Infektion.

Das Ergebnis: Gelangt virale RNA in Monozyten, aktivieren sie Mikrogliazellen, die wiederum Substanzen freisetzen, die die Zelltodrate von Neuronen im Vergleich zu Kontrollen verdoppeln. Liquor-Untersuchungen HIV-infizierter Patienten, die noch keine neurokognitiven Störungen aufwiesen, ergaben eine positive Korrelation mit einem Marker neuronaler Degeneration.

Medikamente sollen entzündliche Vorgänge hemmen

Diese Ergebnisse können zur Etablierung von Biomarkern für HAND beitragen, so die Mitteilung. Langfristig sollen Therapiestrategien entwickelt werden, um das Voranschreiten von HAND bei HIV-infizierten Menschen zu verlangsamen.

So seien Ansatzpunkte in der Aktivierung von Mikrogliazellen denkbar, wie sie bei anderen Autoimmunerkrankungen des Zentralen Nervensystems wie Multiple Sklerose angewandt werden.

Ziel der nächsten Untersuchungen, für die EU-Mittel beantragt wurden, werde zum einen sein, Entzündungsvorgänge im Zentralen Nervensystem genauer zu untersuchen. Mit verschiedenen Medikamenten wollen die Forscher eine Hemmung der entzündlichen Vorgänge erreichen.

Ebenso ist geplant, mithilfe hochmoderner Mikroskopiemethoden in Kooperation mit der Universität Strasbourg direkte Zell-Zell-Interaktion zu untersuchen. (eb)

Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema

Ist das AMNOG bereit für HIV-Innovationen?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

© Vink Fan / stock.adobe.com

Aktive schubförmige Multiple Sklerose

7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an