Deutsche rechnen mit Anschlag auch bei uns

POTSDAM/HAMBURG (dpa). Nach den jüngsten Terror-Anschlägen in Großbritannien und Ägypten sind die Deutschen nach Ansicht des Potsdamer Psychologen Gerd Reimann auf Attentate auch hier zu Lande gefaßt. "Insgesamt rücken solche Ereignisse näher. Das wird den Leuten bewußt", sagte Reimann in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Veröffentlicht:

"Man spricht über die Ereignisse, man schließt sie nicht mehr aus", faßt der Potsdamer Psychologe seine Erfahrungen zusammen. Für die Menschen sei es "im Prinzip eine Frage der Zeit, wann wir auch hier betroffen sein werden."

Das gehe so weit, so Reimann, daß viele Menschen Vermutungen anstellten, wo in Deutschland Anschläge passieren könnten.

Dennoch: "Ich sehe bei uns keine Panik", sagte Reimann. "Es ist schon eine Angst da, daß es passieren könnte, aber auch das Vertrauen, daß die öffentlichen Stellen die Situation relativ gut im Griff haben."

Im Alltag ändere sich nichts, hat Reimann beobachtet. "Die Einzelperson kann sich auf Anschläge nicht vorbereiten", sagte der Psychologe. Die Menschen verfolgten aber bewußter die Nachrichten und nähmen sensibler wahr, was Innenminister Otto Schily (SPD) oder andere Experten über die Gefährdungslage in der Bundesrepublik zu sagen haben.

Ein Abstumpfen der Gesellschaft angesichts der vielen Terror-Meldungen sieht Reimann nicht: "Die Nachrichten, die wir aus England oder anderswo bekommen, wirken einem Abstumpfen eher entgegen. Eher wird man sensibler."

Auch ein Umschlagen auf Fremdenhaß sei nicht zu beobachten: "Das sehe ich bei uns zum Glück nicht. Ich glaube nicht, daß von unserer Bevölkerung ein Pauschalurteil abgegeben wird." In Deutschland sei dafür zu viel Aufklärung betrieben worden, sagte der Wirtschaftspsychologe, dessen Firma unter anderem Sicherheitskonzepte für Entführungsfälle erarbeitet.

Mehr zum Thema

Familiencoach Kinderängste der AOK

Neues Online-Selbsthilfeprogramm soll bei Ängsten entlasten

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview zum 128. Deutschen Ärztetag

StäKo-Vorsitzender Herrmann: „Unsere Weiterbildungen sind überladen“

Lesetipps
Dr. Sonja Mathes sprach sich bei der Hauptversammlung des Marburger Bundes dafür aus, die Kolleginnen und Kollegen dabei zu unterstützen, die bald obligatorische Zeiterfassung für Ärzte an Unikliniken konsequent einzufordern.

© Rolf Schulten für die Ärzte Zeitung

143. Hauptversammlung des Marburger Bundes

MB-Delegierte: Elektronische Zeiterfassung an Unikliniken muss durchgesetzt werden

Dr. Andreas Botzlar, 2. Vorsitzender des Marburger Bundes

© Porträt: Rolf Schulten | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

Podcast „ÄrzteTag vor Ort“

Klinikärzte in der Primärversorgung – kann das gehen, Herr Dr. Botzlar?