Therapieanpassung

Die Hürde "therapeutische Trägheit"

Bis eine erforderliche Therapieintensivierung bei Diabetikern tatsächlich erfolgt, vergeht in der Praxis oft unnötig viel Zeit.

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Werden die vereinbarten Zielwerte erreicht?

Werden die vereinbarten Zielwerte erreicht?

© Mathias Ernert

LEICESTER. Experten nennen es "clinical inertia" oder auch "therapeutische Trägheit". Gemeint ist die zeitliche Verzögerung, die eintritt, bis etwa ein erhöhter HbA1c-Wert durch Intensivierung der antidiabetischen Therapie dem in Leitlinien empfohlenen Zielwert wieder angenähert wird.

Ein britisch / dänisches Forscherteam um Professor Kamlesh aus Leicester hat in einer Studie untersucht, innerhalb welcher Zeiträume der Schritt zur Therapieanpassung gemacht wurde.

Grundlage der Analyse bildeten Daten von mehr als 81.500 Patienten mit Typ-2-Diabetes, deren Behandlung in einem großen Register (U. K. Clinical Practice Data Link) über Jahre nachverfolgt werden konnte (Diabetes Care 2013, online 22. Juli).

Bei Diabetikern, deren HbA1c-Werte unter der Behandlung mit einem oralen Antidiabetikum (OAD) höher als 7 Prozent waren, verstrichen bis zur Verordnung eines zweiten OAD im Median 2,9 Jahre.

Noch sieben Jahre bis zur Insulintherapie

Lagen die HbA1c-Werte im Bereich über 7,5 oder 8 Prozent, war die Zeitspanne bis zur Therapieintensivierung mit einem weiteren OAD mit 1,9 respektive 1,6 Jahren etwas kürzer. Bis zur Einleitung einer Insulintherapie vergingen bei diesen Patienten aber noch 7,1 respektive 6,9 Jahre.

Selbst dann, wenn die Patienten bereits drei OAD einnahmen und trotzdem HbA1c-Werte im Bereich über 7,5 oder 8 Prozent hatten, dauerte es im Median 6,1, respektive 6,0 Jahre, bis eine Behandlung mit Insulin begonnen wurde.

Bei Diabetikern, die ein OAD erhielten, betrug der mittlere HbA1c-Wert zum Zeitpunkt der Therapieintensivierung mit einem zweiten OAD bereits 8,7 Prozent. Eine Optimierung der Therapie mit Insulin erfolgte in der Regel erst, wenn die HbA1c-Werte deutlich über 9 Prozent lagen. (ob)

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