Diuretika und salzarme Diät als Einstieg in Aszitestherapie

LEIPZIG (scho). Bekommt ein Patient mit Leberzirrhose Aszites, verschlechtert das seine Prognose deutlich. Therapie-Möglichkeiten sind Punktionen (Parazentese) oder eine Shunt-Anlage. Bei Aszites-Infektionen gibt es sowohl akut als auch zur Prophylaxe Antibiotika. Bei hepatischer Enzephalopathie sind verzweigtkettige Aminosäuren eine Option.

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Bei Zirrhose-bedingtem Aszites sollte mit einer Diuretika-Therapie und einer salzarmen Diät begonnen werden. Das empfahl Professor Jürgen Schölmerich von der Universität Regensburg beim XIV. Leipziger Gastroenterologischen Seminar. Die wissenschaftlichen Daten für eine Salzreduktion seien allerdings spärlich.

Die optimalen Substanzen für eine Diuretika-Therapie seien wohl der Aldosteron-Antagonist Spironolacton und das Schleifendiuretikum Torasemid (5 bis 10 mg / Tag).

Bei massiven oder therapierefraktären Aszites kommen sowohl eine Aszitespunktion (Parazentese) als auch eine TIPS (transjugulärer intrahepatischer portosystemischer Shunt) infrage. Werden mehr als sechs Liter Aszites abgelassen, muss Albumin intravenös ersetzt werden. Als Faustregel werden 6 g Albumin pro Liter entfernten Aszites empfohlen.

Bei einer kleineren Parazentesemenge könne statt der Albuminlösung auch ein wesentlich preisgünstigerer Plasmaexpander infundiert werden.

Bezüglich der Aszitesfreiheit sei ein TIPS der Parazentese überlegen. Werden jedoch die Überlebenszeiten der Patienten verglichen, finde sich kein relevanter Unterschied, erläuterte Schölmerich auf dem von der Falk Foundation unterstützten Seminar.

Kommt es zur Aszites-Infektion und zu einer spontan bakteriellen Peritonitis, empfiehlt Schölmerich eine Therapie mit Ciprofloxacin 200 bis 400 mg / Tag. Die zusätzliche Infusion von Albumin sei in Studien als wirksam belegt. Zur Rezidivprophylaxe werden Norfloxacin 400 mg / Tag oder Ciprofloxacin 750 mg einmal pro Woche gegeben.

Eine häufige Komplikation bei Leberzirrhose ist auch die hepatische Enzephalopathie. Bis zu 70 Prozent der Patienten mit Leberzirrhose in allgemeinärztlichen Praxen haben subklinische Symptome. Dazu zählen verminderte Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnisstörungen.

Gastrointestinale Blutungen oder Azotämien führen dann häufig zu einer manifesten hepatischen Enzephalopathie. Therapeutisches Ziel ist es, die Konzentration von Ammoniak im Darmlumen zu reduzieren und die Stickstoffbilanz zu normalisieren. Das geschieht zum einen durch diätetische Maßnahmen, zum Beispiel durch Einnahme verzweigtkettigen Aminosäuren wie Falkamin® Pellets. Nach wie vor wird darüber hinaus die Darmreinigung mit Laktulose empfohlen.



STICHWORT

Ösophagusvarizenblutung

Eine mögliche Zirrhose-Folge sind Ösophagusvarizen. Etwa 30 Prozent der Betroffenen bekommen Varizenblutungen. Zur Primärprophylaxe werden Betablocker verordnet oder Varizen mit einer Gummibandligatur unterbunden. Kommt es zur Blutung, ist die Prognose abhängig von der noch vorhandenen Leberfunktion und nicht so sehr von der Therapie zur Blutstillung (endoskopische Blutstillung, medikamentöse Senkung des portalvenösen Druckes). Prognose verbessernd ist zudem eine frühe Drucksenkung, etwa durch einen Shunt (TIPS) sowie eine Antibiotikaprophylaxe während und nach der endoskopischen Therapie. (scho)

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