Ältere Autofahrer

Droht nach dem Sturz ein Verkehrsunfall?

Nach einem Sturz müssen ältere Fahrer von Kraftfahrzeugen offenbar mit einem erhöhten Unfallrisiko rechnen.

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DENVER. Ein Sturz kann Einschränkungen nach sich ziehen, die sich direkt auf die Fähigkeit auswirken, ein Auto sicher durch den Straßenverkehr zu steuern. Neben körperlichen Problemen kann die allgemeine Fitness infolge möglicherweise verringerter Beweglichkeit leiden und auch psychische Aspekte nehmen zuweilen Einfluss auf das Fahrverhalten.

Aber auch bereits bestehende gesundheitliche Probleme wie etwa Augenerkrankungen oder Medikamentennebenwirkungen können dahinterstecken, wenn ein Mensch stürzt. Und häufig wirken sie sich nicht nur auf die Gangsicherheit aus, sondern gleichzeitig auch auf die Fähigkeit, ein Kraftfahrzeug zu führen.

Kenneth Scott von der Colorado School of Public Health und Kollegen haben 15 Studien mit jeweils zwischen 27 und 17.349 Autofahrern ab 55 Jahren ausgewertet, um Zusammenhänge zwischen Stürzen und der Sicherheit von Senioren sowie deren Verhalten am Steuer näher zu beleuchten (J Am Geriatr Soc 2017, online 5. September).

In den fünf Studien, die Unfallhäufigkeiten untersuchten, zeigte sich bei Verkehrsteilnehmern nach einem Sturz ein um 40 Prozent signifikant erhöhtes Risiko für Unfälle mit Kraftfahrzeugen. In einer der Studien war das Risiko für eine stationäre Behandlung oder den Tod infolge des Verkehrsunfalls für Senioren, die gestürzt waren, dreimal so hoch wie bei Gleichaltrigen ohne Sturzerfahrung.

Zwar ergab sich in einer weiteren Studie ein Zusammenhang zwischen den Stürzen und anschließenden Schwierigkeiten beim Autofahren, doch die Betroffenen zogen daraus offenbar keine Konsequenzen. Insgesamt wurden keine Verhaltensänderungen erkennbar. Die Senioren berichteten, sie stiegen nach ihrem Sturz genauso häufig ins Auto und legten ebenso weite Strecken zurück wie zuvor.

Zu uneinheitlichen Ergebnissen führten die Fragen, inwieweit Senioren nach Sturzerfahrung eine Autopause einlegten und wie häufig sie anschließend komplett auf ihr Auto verzichteten.

Verzerrungseffekt?

Rechnet man die Zahl der Verkehrsunfälle älterer Autofahrer und die Sturzhäufigkeit von Personen ab 65 Jahren hoch, macht diese Konstellation, Berechnungen von Scott und Kollegen zufolge, 10,7 Prozent der jährlichen Unfälle aus. Die Frage nach den Ursachen für die gehäuften Unfälle nach einem Sturz konnte im Rahmen der Metaanalyse nicht geklärt werden.

Infolge der zum Teil mangelhaften Studienqualität halten die Autoren eine Verzerrung der Ergebnisse für wahrscheinlich, sodass allgemeine Schlüsse hinsichtlich einer Beziehung zwischen Stürzen und Fahrverhalten nicht gezogen werden können. Andererseits lege der signifikante Zusammenhang mit den höheren Unfallzahlen einen Einfluss auf das Risiko beim Autofahren nahe.

Doch auch ohne die tatsächlichen Zusammenhänge zu kennen, so Scott und Kollegen, sei Prävention möglich. Denn wenn sich die Ergebnisse bestätigten, verringere eine Sturzprophylaxe möglicherweise gleichzeitig das Unfallrisiko im Straßenverkehr.

Maßnahmen, die sich für beide Bereiche anböten, wären beispielsweise Kataraktoperationen, Bemühungen zur Verbesserung der Kognition sowie ein Training, das sowohl die körperlichen als auch die psychischen Funktionen stärkt. Zudem könne eine adäquate Rehabilitation im Anschluss an eine Verletzung auch das Fahrvermögen wieder verbessern. (St)

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