Duloxetin plus Beckenbodentraining bei Streß-Inkontinenz von Beginn an

HAMBURG (grue). Die medikamentöse Therapie mit Duloxetin bei Belastungsinkontinenz sollte am besten von Anfang an mit einem Beckenbodentraining kombiniert werden. Das empfiehlt die Urologin Dr. Daniela Marschall-Kehrel. Dann sei der Erfolg am größten, und das Medikament könne später auf Probe abgesetzt werden.

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Der Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer Duloxetin (Yentreve®) ist das bisher einzige spezifisch wirkende Medikament zur Behandlung von Frauen, die an einer mittelschweren bis schweren Belastungs-Inkontinenz leiden.

Es erhöht die Kontraktilität des äußeren Harnröhrenschließmuskels und kann die Inkontinenz signifikant im Vergleich zu Placebo verringern. Darauf hat die Urologin aus Oberursel im Taunus auf einer Veranstaltung des Unternehmens Lilly in Hamburg hingewiesen.

Medikamentöse Wirkung tritt innerhalb weniger Tage ein

Marschall-Kehrel stellte die Ergebnisse einer Metaanalyse Placebo-kontrollierter Studien vor, in denen mit 80 mg Duloxetin täglich behandelt worden war. Demnach verringert eine Therapie mit der Substanz innerhalb von drei Monaten die Zahl der wöchentlichen Inkontinenz-Episoden um im Median 52 Prozent im Vergleich zu 33 Prozent mit Placebo. Auch die Zeit zwischen den Miktionen wird deutlich verlängert.

"Die Wirkung von Duloxetin tritt innerhalb weniger Tage ein", sagte Marschall-Kehrel. In einer Studie wurde für Duloxetin eine Ansprechrate von 63 Prozent nach acht Wochen ermittelt. Ansprechen bedeutet eine Reduktion der wöchentlichen Inkontinenz-Episoden um mindestens 50 Prozent. Bei Dreiviertel dieser Patientinnen gab es schon nach fünf Tagen einen signifikanten Behandlungserfolg.

"Zusammen mit einem Beckenbodentraining nach professioneller Anleitung läßt sich die Erfolgsquote weiter erhöhen", sagte die Urologin. Würden Frauen so rasch kontinent, könne nach drei oder sechs Monaten ein Duloxetin-Auslaßversuch gestartet werden. Dann halte der Therapieerfolg bei einem Teil der Frauen weiter an, sofern sie weiterhin konsequent Beckenbodentraining machen.

Eine Dauertherapie läßt sich gut einrichten

Viele Frauen brauchen aber eine Dauertherapie. Marschall-Kehrel: "Das läßt sich gut machen, denn die unerwünschten Wirkungen werden bei einschleichender Dosierung und engmaschiger Betreuung selten zum Problem".

Um die Inzidenz von Übelkeit und Schwindel zu verringern, kann eine Startdosis von zweimal täglich 20 mg Duloxetin für zwei Wochen gewählt werden. Danach sollte die Dosis jedoch auf zweimal täglich 40 mg erhöht werden, weil dies der empfohlenen und in Studien effektiven Dosis entspricht.

Weitere Informationen zu Inkontinenz finden Sie im Internet etwa unter http://www.kontinenz-gesellschaft.de



STICHWORT

Streß-Inkontinenz

Bei Streß-Inkontinenz, oft auch als Belastungs-Inkontinenz bezeichnet, kommt es zu unfreiwilligem Urinverlust unter körperlicher Belastung, wenn der Blasendruck ohne Detrusorkontraktion den Harnröhrenverschluß-Druck übersteigt. Auslöser können etwa Husten und Bauchpresse sein. Ist die Belastungsinkontinenz stark ausgeprägt (Grad III), kommt es zu Harnverlust bereits in Ruhe ohne eine körperliche Belastung. Weil die Ursache der Streß-Inkontinenz ein geschwächter Verschlußmechanismus ist, plädieren manche Urologen für die Bezeichnung Sphinkter-Inkompetenz. (eb)

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