Feldstudie

Ebola-Impfstoff scheint zu wirken

Eine aktuelle Auswertung bestätigt: Mit einer neuen Ebola-Vakzine konnten in einer Feldstudie alle Geimpften nach zehn Tagen geschützt werden. Wie hoch die Schutzwirkung tatsächlich ist, wird sich aber erst bei einem erneuten Ausbruch zeigen.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Ebola-Impfstoff scheint zu wirken

© Nicolas Loran / Getty Images / iStock

Nun haben WHO-Forscher um Ana Maria Henao-Restrepo also nachgelegt: Im Juli 2015 veröffentlichten sie Zwischenergebnisse zu über 7600 Personen der Feldstudie "Ebola ça suffit" (Ebola, es reicht!) aus Westafrika. Damals waren 16 nicht geimpfte Personen einer Kontrollgruppe an Ebola erkrankt, aber keiner der Geimpften. Dieses Ergebnis wird in der Endauswertung bestätigt (Lancet 2016, online 22. Dezember). Hinzu kommen sieben Ebolafälle bei Teilnehmern, die für eine Impfung vorgesehen waren, aber nicht geimpft werden konnten.

Allerdings sind 23 Ebolafälle bei Ungeimpften und keiner bei Geimpften keine Zahlen, von denen sich eine ausreichende Schutzwirkung gegen das Virus ableiten lässt. Das Grundproblem der Studie bleibt die geringe Erkrankungsrate – die Vakzine konnte erst eingesetzt werden, als Ebola schon auf dem Rückzug war und kaum noch neue Fälle in Westafrika auftraten. Ohne Epidemie lässt sich die Schutzwirkung einer Vakzine aber nicht feststellen.

Gezielte Ringimpfungen

Immerhin haben die Forscher das Problem noch rechtzeitig erkannt und mit gezielten Ringimpfungen versucht, die Aussagekraft der Studie zu erhöhen. Sie haben also nicht wahllos einen Teil der Bevölkerung immunisiert, sondern nur die Kontaktpersonen von Ebolakranken sowie die Kontakte der Kontaktpersonen. Auf diese Weise erreichten sie Cluster von Menschen mit einem besonders hohen Risiko für eine Infektion.

Die Impfungen erfolgten in den Ebolagebieten in Guinea und Sierra Leone über eine einmalige Injektion der Vakzine rVSV-ZEBOV. Der Lebendimpfstoff stammt ursprünglich aus einem kanadischen Forschungsprogramm und basiert auf einem veränderten Vesikuläre-Stomatitis-Virus (rVSV), das Ebola-Glykoproteine enthält. Produziert wird die Vakzine vom Unternehmen MSD.

Um den Erfolg der Impfung zu prüfen, wiesen die Forscher die Cluster nach dem Zufallsprinzip einer sofortigen oder einer verzögerten Impfung zu. Die Cluster mit verzögerter Impfung (Kontrollgruppe) erhielten die Vakzine erst nach der maximalen Inkubationszeit von 21 Tagen nach dem Kontakt. Hatten sich also einzelne Personen des Clusters angesteckt, sollte die Krankheit in dieser Zeit bei ihnen ausbrechen.

Die Forscher haben zwischen dem 1. April und 31. Juli 2015 insgesamt 98 Cluster mit knapp 9100 Personen in die Studie aufgenommen. 51 Cluster erhielten die sofortige, 47 die verzögerte Impfung, jedes Cluster bestand im Mittel aus 80 Personen. Ab dem 1. August 2015 wurden zudem 19 Cluster mit 2745 Personen nichtrandomisiert geimpft.

In den Clustern mit sofortiger Impfung erhielt etwa die Hälfte der Kontaktpersonen den Impfstoff, die übrigen wollten die Immunisierung nicht oder waren aufgrund von Kontraindikationen nicht geeignet. So waren Schwangere und stillende Müttern ausgeschlossen, Kinder bekamen erst ab Mitte August 2015 die Vakzine.

In den randomisierten Clustern mit sofortiger Impfung erkrankte keiner der Geimpften ab dem zehnten Tag nach der Immunisierung – von da an wird von einer Schutzwirkung ausgegangen. Dagegen brach das Fieber – wie bereits in der Zwischenauswertung berichtet –zwischen Tag 10 und 21 bei 16 Personen in den Clustern mit verzögerter Impfung aus. Wurden auch Kontaktpersonen berücksichtigt, die sich nicht hatten impfen lassen, dann waren sieben weitere Personen betroffen. Letztlich konnten die Forscher Ebola bei 23 verzögert oder gar nicht geimpften Teilnehmern nachweisen.

Keine Neuinfektionen mehr nach sechs Tagen

Vor der Zehntagesfrist kam es jedoch auch in den Clustern mit sofortiger Impfung noch zu neun Ebolafällen bei den Geimpften, allerdings nur bis Tag sechs nach der Impfung. In den Clustern mit verzögerter Impfung erkrankte sechs Tage nach der Impfung ebenfalls niemand mehr. Rein rechnerisch liegt damit die Schutzwirkung zehn Tage nach der Immunisierung bei 100 Prozent – basierend allerdings auf einer sehr kleinen Fallzahl. Die Schutzwirkung der Ringimpfung wird auf 70 Prozent taxiert. Bei einer beobachteten Durchimpfungsrate von etwa 52 Prozent werden also nicht nur die Geimpften, sondern auch vieler ihrer Kontakte geschützt.

Häufigste unerwünschte Wirkungen waren Kopf- und Muskelschmerz bei jeweils 25 und 13 Prozent der Geimpften sowie Fatigue (19 Prozent). Ein Proband erlitt einen anaphylaktischen Schock, ein weiterer eine heftige Fieberreaktion, beide erholte sich wieder vollständig.

"Die Ergebnisse kommen zwar für diejenigen zu spät, die ihr Leben während der Ebola-Epidemie in Westafrika verloren haben, beim nächsten Ausbruch werden wir jedoch gewappnet sein", sagte Dr. Dr. Marie-Paule Kieny, stellvertretende WHO-Generaldirektorin für Innovationen und Gesundheitssysteme in einer Mitteilung der Organisation.

Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Podiumsdiskussion von Gilead Sciences beim DÖAK 2025 von links: Dr. Nazifa Qurishi, Fachärztin für Innere Medizin und Infektiologie, Gemeinschaftspraxis Gotenring Köln; Kelly Cavalcanti, HIV-Aktivistin und Referentin für Gesundheit und Empowerment, Köln, und Martin Flörkemeier, Senior Director Public Affairs, Gilead Sciences, München

© Gilead

Unternehmen im Fokus

HIV-Versorgung: Vertrauen in unruhigen Zeiten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Abb. 1: PD-1-Inhibitoren: immunvermittelte Nebenwirkungen

© Springer Medizin Verlag GmbH

Thoraxchirurgie beim nichtkleinzelligen Lungenkarzinom

Wie können neoadjuvante Immuntherapien die Tumorresektion beeinflussen?

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Eine MFA schaut auf den Terminkalender der Praxis.

© AndreaObzerova / Getty Images / iStockphoto

Terminservicestellen und Praxen

116117-Terminservice: Wie das Bereitstellen von TSS-Terminen reibungsloser klappt

Bei Grenzentscheidungen (z.B. kürzlich stattgehabte Operation) gelte es, Rücksprache mit der entsprechenden Fachdisziplin zu halten, betont Dr. Milani Deb-Chatterji.

© stockdevil / iStock

Eine schwierige Entscheidung

Schlaganfall: Das sind Grenzfälle der Thrombolyse