Eine Ampel für Lebensmittel

Die Nährwertprofile lassen weiter auf sich warten. Grund sind Änderungswünsche aus einigen EU-Mitgliedstaaten.

Von Petra Spielberg Veröffentlicht:

Die Profile geben Schwellenwerte für den Gehalt an Salz, Zucker und Fett bzw. gesättigten Fettsäuren für Lebensmittel vor und sollen als Grundlage dafür dienen, welche Produkte künftig nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben, wie "stärkt die Abwehrkräfte" oder "gut für die Knochen" tragen dürfen.

Kritisiert wird beispielsweise der von der EU-Kommission vorgesehene Grenzwert für Salz in Brot von maximal einem Gramm pro 100 Gramm. Deutsche Bäcker fürchten, dass sich dies negativ auf den Verkauf zum Beispiel von Vollkornbrot auswirken könnte. Denn das neue EU-Recht verpflichte sie, die Verbraucher auf den höheren Salzgehalt in Vollkornbrot hinzuweisen.

Umstritten ist in diesem Zusammenhang auch die sogenannte Ampel-Kennzeichnung. Dieses Modell sieht eine farbliche Kennzeichnung der Nahrungsmittel vor. Produkte mit einem geringen Gehalt an zum Beispiel Fett, Zucker und Salz erhielten jeweils einen grünen Punkt, "ungesunde" Lebensmittel würden mit rot gekennzeichnet.

Die CDU-Europaabgeordnete Renate Sommer bezeichnet das Ampel-Modell als Irreführung. Sommer bereitet gegenwärtig die Position des Europaparlaments (EP) zum Verordnungsvorschlag der Europäischen Kommission für eine allgemeine Lebensmittelkennzeichnung vor. Die erste Lesung ist für Mai vorgesehen. "Nach dem Ampel-Modell bekämen zum Beispiel gesunde dunkle Brote aufgrund ihres Salzgehalts einen roten Warnpunkt, während das eher ungesunde Weißbrot grün gekennzeichnet würde", kritisiert Sommer. Die Ampelkennzeichnung ließe sich ferner nicht auf alle Produkte anwenden und sei im Sinne der geplanten Harmonisierung der Kennzeichnung EU-weit nicht durchsetzbar.

Für nicht praktikabel hält Sommer auch die von der EU-Kommission vorgeschlagene Kennzeichnung der empfohlenen Tagesmenge, die bereits Lebensmittelhersteller anwenden. "Die Empfehlungen orientieren sich am durchschnittlichen Tagesbedarf einer 40-jährigen Frau und sind somit für die meisten Verbraucher nicht hilfreich", moniert Sommer.

Verbraucherschutzorganisationen wie foodwatch üben derweil Druck auf Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner aus, sich notfalls für einen deutschen Alleingang stark zu machen. Nach einer von foodwatch in Auftrag gegebenen Emnid-Umfrage sprechen sich 67 Prozent der Deutschen für die Ampelkennzeichnung aus. Die Verbraucherschutzminister der Länder hatten Aigners Vorgänger im Amt Seehofer im September letzten Jahres ebenfalls aufgefordert, sich für eine verpflichtende Nährwertkennzeichnung nach dem Ampel-Modell einzusetzen.

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