Eisenüberladung muß ständig überwacht werden

HAMBURG (awa). Die beiden wichtigsten erblichen Hämoglobinopathien sind Thalassämie und Sichelzellenänamie. Die meisten Betroffenen müssen ein Leben lang Transfusionen bekommen. Ohne eine gleichzeitige eisenausschwemmende Therapie führt die daraus folgende Eisenüberladung zu schweren Organschäden.

Veröffentlicht:

Weltweit haben etwa 200 Millionen Menschen eine erbliche Hämoglobinopathie, und jedes Jahr erkranken 250 000 Kinder daran neu. In Deutschland gibt es 500 bis 700 Patienten mit Thalassämie und 500 bis 1000 Patienten mit Sichelzellenanämie. Bei der vor allem im Mittelmeerraum und im Südwestpazifik vorkommenden Thalassämie werde eine der beiden Hämoglobinketten entweder nur vermindert oder gar nicht gebildet.

Bei der vor allem in Afrika und den USA vorkommenden Sichelzellenanämie verursache der Austausch einer Aminosäure eine falsche Eiweißkette, berichtete Professorin Gritta Janka-Schaub vom Universitäts-Klinikum Hamburg-Eppendorf. Der Defekt führe bei beiden Krankheiten zu einer hämolytischen Anämie.

    Transfusionen sind meist lebenslang erforderlich.
   

Janka-Schaub plädierte dafür, Patienten mit diesen in Deutschland seltenen Anämien in spezialisierten Zentren zu behandeln, da dort ausreichende Erfahrung besteht und neue therapeutische Entwicklungen rasch umgesetzt werden können. So müssen zum Beispiel die meisten Patienten mit Thalassämie lebenslang Transfusionen erhalten.

Das führe zusammen mit der bei Thalassämie verstärkten Eisenresorption aus dem Darm zur Ablagerung von wasserunlöslichen Eisen-Eiweiß-Komplexen, der Organhämosiderose, mit Herzinsuffizienz, Diabetes, Leberzirrhose und Ausfall endokriner Organe, sagte Janka-Schaub auf einer Veranstaltung des Unternehmens Novartis in Hamburg. Eine chronische Transfusion erhalten auch Patienten mit Sichelzellenanämie, die zum Beispiel bereits einen Schlaganfall hatten oder ein Schlaganfall-Risiko haben.

Vor Einführung der eisenausschwemmenden Therapie mit einem Eisenchelator seien Patienten mit Thalassämie häufig nicht älter als 20 Jahre geworden, so Janka-Schaub. Bereits in den USA zugelassen und in Europa zur Zulassung eingereicht sei der Eisenchelator Deferasirox (Exjade®), der im Unterschied zu bisher verfügbaren Medikamenten nur einmal täglich - in Wasser oder Orangensaft aufgelöst - eingenommen werden muß.

Die Eisenüberladung muß Janka-Schaub zufolge ständig überwacht werden, um eine Unter- oder Überdosierung mit den Chelatoren zu vermeiden. In Hamburg steht dafür einer von weltweit vier Biomagnetometern zur Verfügung, mit dem das Eisen einmal pro Jahr - ohne Leberbiopsie - gemessen werden kann.

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Häufiges Problem bei Kindern

Nach Medikamentengabe gespuckt – was tun?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

BAM-Kongress 2025

Brustschmerz in der Hausarztpraxis: Was tun?

„ÄrzteTag“-Podcast

GKV in der Krise – warum ist das Klassenzimmer die Lösung, DAK-Chef Storm und BVKJ-Präsident Hubmann?

Lesetipps
Nahaufnahme wie eine Kind ein orales Medikament einnimmt.

© Ermolaev Alexandr / stock.adobe.com

Häufiges Problem bei Kindern

Nach Medikamentengabe gespuckt – was tun?

Wie das Vorgehen bei einem Makrophagen-Aktivierungssyndroms am besten gelingt, erläuterte Dr. Peter Nigrovic beim Rheumatologen-Kongress EULAR in Barcelona.

© Katja Schäringer

Rheumatologen-Kongress

„Es braucht ein Dorf, um Morbus Still zu verstehen“