Familiäre Disposition für Darmkrebs wird zu selten erfragt

BERLIN (af). Ärzte sollten Patienten häufiger fragen, ob in ihrer Familie Fälle von Darmkrebs aufgetreten sind. Das fordern Fachleute der Felix-Burda-Stiftung. Menschen mit familiärer Disposition hätten ein höheres Risiko, an Darmkrebs zu erkranken.

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Daß dieser Zusammenhang im Praxisalltag vernachlässigt wird, belegt eine Umfrage, die die Stiftung anläßlich des Darmkrebsmonats März in Auftrag gegeben hatte. 382 Praxen waren telefonisch um einen Termin für eine Koloskopie gebeten worden. Lediglich eine Helferin fragte nach Darmkrebserkrankungen in der Familie.

Das Darmkrebsrisiko steigt ab einem Alter von 45 Jahren an. Bei Menschen, in deren Familie Darmkrebs vorgekommen ist, sollten sich die direkten Verwandten schon in jungen Jahren untersuchen lassen. Ärzte sollten diese Patienten darüber aufklären, daß sie nicht auf den Kosten sitzenbleiben.

Üblicherweise übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für eine Koloskopie zwar erst ab einem Alter von 55 Jahren, die Kosten für eine jährliche Hämokkultuntersuchung ab 50 Jahren. Diese Regel gilt aber nicht für Menschen mit familiärer Disposition. Für sie bezahle die Kasse die Untersuchung altersunabhängig, teilt die Felix-Burda-Stiftung mit.

An der Aktion "Deutschland gegen Darmkrebs 2006" beteiligen sich 3000 Praxen. Gemeinsam mit Reformhäusern, Apotheken und Gesundheitsämtern werben sie für die Vorsorgeuntersuchung. Schon seit 1992 informiert die Felix-Burda-Stiftung mit ihren Partnern aus den Medien, der Wirtschaft und der Politik über die Koloskopie. Zumindest regional werden die Ärzte der dadurch ausgelösten Nachfrage nicht gerecht.

"In manchen Regionen sind zu wenig Ärzte zur präventiven Koloskopie zugelassen", sagt Christa Maar, Vorstand der Felix-Burda-Stiftung. Ablesen lasse sich das an den Wartezeiten. In Bayern müßten Patienten 17 Tage, in Nordrhein-Westfalen, Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern sogar bis zu 42 Tage auf einen Termin für eine Koloskopie warten. Ob der künftige Bedarf an Vorsorgeuntersuchungen für junge Ärzte ein interessantes Geschäftsfeld sein könnte, ist umstritten. KBV-Vize Ulrich Weigeldt ist eher skeptisch.

Da die Hauptzielgruppe für das Screening Menschen jenseits der 55 seien und der normale Abstand zwischen den Untersuchungen zehn Jahre betrage, sei zweifelhaft, ob die Praxen ausgelastet werden könnten, so Weigeldt. Fachärzte rechnen dagegen mit einem Anstieg der Nachfrage um bis zu 50 Prozent und einem zusätzlichen Bedarf an Spezialisten.

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