Fast zwei Millionen Diabetiker unerkannt
DRESDEN (hbr). Die meisten Menschen mit Typ-2-Diabetes erreichen nicht die angestrebten HbA1c-Zielwerte von unter sieben Prozent, sagt Dr. Peter Schwarz von der Universität Dresden. Im Mittel liegt der HbA1c bei etwa acht Prozent, und damit ist das Risiko für Komplikationen erhöht.
Veröffentlicht:Schon vor über zehn Jahren hat die United Kingdom Prospective Diabetes-Studie (UKPDS) ergeben: Eine HbA1c-Senkung um einen Prozentpunkt mindert das makrovaskuläre Risiko um ein Fünftel, das mikrovaskuläre um zwei Fünftel und das Herzinfarktrisiko um 14 Prozent.
Bei der Diabetes-Aktion "Gesünder unter 7" in Dresden forderte Schwarz deshalb eine effektive Therapie. Das bedeute auch, die Behandlung bei nicht ausreichender Stoffwechsel-Einstellung rechtzeitig zu intensivieren und zum Beispiel auf Insulin umzusteigen. "Je früher, desto besser", sagte er bei der Veranstaltung von Sanofi-Aventis. Um den HbA1c-Anstieg früh zu erkennen, sollte der Wert einmal pro Quartal gemessen werden.
Die in der UKPDS ermittelte Reduktion von Komplikationen durch die straffe Diabetes-Einstellung bezog sich auf Patienten mit diagnostizierter Zuckerkrankheit. In der Realität sind aber viele unerkannt und deshalb unbehandelt.
So kommt in Deutschland zu der Zahl bekannter Diabetiker von rund sieben Millionen noch rund ein Viertel als Dunkelziffer dazu. In der Altersgruppe der 55- bis 74-Jährigen ist die Rate unerkannt Erkrankter einer Studie zufolge sogar genauso hoch, wie die der bereits erkannten. Tatsächlich dauert es oft Jahre, bis die Krankheit diagnostiziert wird. Viele Typ-2-Patienten haben dann schon Folgeschäden.
Die steigende Zahl der Zuckerkranken verschärft das Problem. Gründe sind Bewegungsarmut und opulente Mahlzeiten. Das Gewicht steigt und damit das Risiko für Diabetes und seine Komplikationen. Es sei also wichtig, Diabetes möglichst früh zu erkennen, betonte Schwarz.
Aktion am Donnerstag und Freitag in Augsburg
Die Diabetes-Aktion "Gesünder unter 7" wird von Partnern wie der "Ärzte Zeitung" unterstützt. Die letzte Station ist in diesem Jahr am 13. und 14. November in Augsburg in der City-Galerie. Bei den Aktionen in Einkaufszentren bekommen Passanten kurze Risikochecks angeboten. Die fachliche Beratung übernehmen Diabetesberaterinnen und Ärzte. Dass sich diese Aktivitäten zur Vorsorge lohnen, belegen die Daten des vergangenen Jahres: Jeder zweite getestete Nicht-Diabetiker hatte ein erhöhtes Diabetesrisiko.
(hbr)