Flüchtlinge robbten über zugefrorenen See

NEU-ISENBURG (Smi). Vor 50 Jahren begann der Volksaufstand in Ungarn - aus diesem Anlaß erinnert der Malteser Hilfsdienst an seinen ersten Auslandseinsatz.

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"Wir haben nach der Niederschlagung des Aufstands in mehreren Lagern in Österreich die entkräfteten Flüchtlinge behandelt und Lebensmittel verteilt", erzählt Winfried Weiss aus Dahlem in der Eifel.

Der damalige Schriftsetzer-Lehrling leistete im November und Dezember 1956 in Lagern in Eisenstadt und Niktisch im südlichen Burgenland für den Malteser Hilfsdienst sechs Wochen lang ehrenamtlich Hilfe. "Manchmal mußten wir im Grenzgebiet sogar Flüchtlinge suchen, die unterwegs zusammengebrochen waren", so Weiss.

Auch Albert Hellendahl aus Neu-Ulm erinnert sich an seinen Einsatz in Eisenstadt, für den er damals seinen gesamten Jahresurlaub opferte. "Besonders viele Ungarn kamen nachts über den zugefrorenen Neusiedler See", berichtet Hellendahl. "Sie sind auf Ellenbogen und Knien über das Eis gerobbt, um nicht von den sowjetischen Soldaten entdeckt zu werden. Manche hatten so schlimme Erfrierungen, daß ihnen unsere Ärzte einen Teil des Gewebes wegschneiden mußten."

Zwei Malteser-Helfer hätten daher versucht, den Flüchtlingen mit einem provisorischen Sanitätswagen auf dem Eis entgegenzukommen. Vergeblich, so Hellendahl: "Sie sind von einer sowjetischen Patrouille entdeckt und vorübergehend festgenommen worden."

Von November 1956 bis Januar 1957 versorgten insgesamt 45 Ärzte und Helfer der Malteser mit zwei Sanitätswagen ungarische Flüchtlinge. 13 000 Mal leisteten sie Hilfe und gaben an 11 600 Flüchtlinge Lebensmittel aus. Bereits im Oktober 1956 habe ein eigener Krankenwagen während des Aufstands bis Budapest fahren können, wo er Medikamente und Verbandsmaterial an kirchliche Stellen verteilt habe, so der Malteser Hilfsdienst. Nach dem Aufstand flohen über 200 000 Ungarn ins westliche Ausland.

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