Nachwuchs

Folsäure halbiert Autismus-Risiko

Wenn Frauen zu Beginn der Schwangerschaft Folsäure einnehmen, können sie damit bei ihren Kindern nicht nur Neuralrohrdefekte verhindern, sondern offenbar auch Autismus.

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Schwanger: Folsäure schützt das werdende Kind vor Autismus.

Schwanger: Folsäure schützt das werdende Kind vor Autismus.

© wavebreakmedia ltd / shutterstock.com

OSLO. Eine Supplementierung mit Folsäure wird in vielen Ländern für Frauen empfohlen, die schwanger werden wollen. Inzwischen gibt es auch Hinweise, dass zusätzliche Folsäure zu Beginn der Schwangerschaft nicht nur Neuralrohrdefekte verhindert, sondern auch das Risiko frühkindlicher Entwicklungsstörungen verringert.

Forscher um Dr. Pål Surén vom Institut für Öffentliche Gesundheit in Oslo haben sich nun Daten der Norwegischen "Mother and Child Cohort Study" (MoBa) zunutze gemacht, um zu schauen, ob die maternale Folsäure-Supplementierung auch nach der Geburt noch einen günstigen Einfluss auf die Kindesentwicklung hat.

Besonders interessierten sie sich für Autismus-Spektrum-Störungen, zu denen außer Autismus auch das Asperger-Syndrom und atypische Autismusformen gehören.

Bei Letzteren erkranken die Kinder erst nach dem dritten Lebensjahr oder zeigen nicht alle Autismussymptome.

Die Forscher um Surén konnten auf Daten von über 85.000 Kindern und ihren Müttern zurückgreifen. Die Kinder waren im Schnitt über sechs Jahre nach der Geburt untersucht worden (JAMA 2013; 309(6): 570).

Die Mütter hatten angegeben, ob sie im Laufe der vier Wochen vor der Empfängnis bis zur achten Schwangerschaftswoche in empfohlener Weise (400 Mikrogramm/Tag) zusätzlich Folsäure eingenommen hatten.

Fischöl zur Kontrolle

Dies war immerhin bei etwa 70 Prozent der Fall, wobei lediglich ein Drittel schon vor der Empfängnis mit der Supplementierung begonnen hatte. Im Laufe der Studie hatten nun 270 Kinder eine Autismus-Spektrum-Störung entwickelt.

Bei 114 diagnostizierten die Ärzte Autismus, bei 100 atypischen Autismus und bei 56 ein Asperger-Syndrom. Beim Nachwuchs von Müttern mit Folsäure-Supplementierung war die Autismusrate mit 0,1 Prozent nur halb so hoch wie bei Kindern, deren Mütter auf die Prophylaxe mit dem B-Vitamin verzichtet hatten (0,21 Prozent).

Wurden Bildungsgrad der Mutter, Anzahl der bisherigen Schwangerschaften und Geburtsjahrgang berücksichtigt, war die Autismusrate mit Supplementierung immerhin noch 39 Prozent geringer.

Keinen signifikanten Zusammenhang fanden die Forscher zwischen Folsäure-Prophylaxe und atypischem Autismus oder Asperger-Syndrom, was allerdings auch an den geringen Erkrankungszahlen gelegen haben mag.

Wurde die Folsäure-Prophylaxe nach der achten Schwangerschaftswoche begonnen, hatte dies keinen Einfluss mehr auf die Autismusrate, ebenso wenig wie eine Nahrungsergänzung mit Fischöl zu irgendeinem Zeitpunkt während der Schwangerschaft.

Fischöl diente hierbei als Kontrolle, da es vor allem von Frauen mit hohem sozioökonomischen Status genommen wird; diese Frauen tendierten auch vermehrt zur Folsäure-Prophylaxe sowie zu einem gesünderen Lebensstil.

Die Forscher um Surén wollten mit der Fischöl-Kontrolle ausschließen, dass die Unterschiede auf einen gesünderen Lebensstil und nicht auf die Supplementierung zurückzuführen sind. (mut)

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