Darmkrebs

Forscher plädieren für ein Screening ab 45

Wer mit 55 Jahren zur Vorsorge-Koloskopie geht, könnte schon zu spät dran sein: In einer aktuellen Studie war die Zahl der Neoplasien schon bei 45-Jährigen erheblich erhöht.

Katharina GrzegorekVon Katharina Grzegorek Veröffentlicht:

BARCELONA. Dass das DarmkrebsRisiko mit dem 50. Lebensjahr steigt, ist schon seit Längerem bekannt. Daher empfiehlt auch die deutsche S3-Leitlinie "Kolorektales Karzinom" eine Darmkrebsvorsorge ab 50 Jahren. Die Anfang diesen Jahres veröffentlichten Daten eines badenwürttembergischen Facharztprogrammes unterstützen diese Empfehlung: Bei insgesamt 6,8 Prozent der koloskopierten 50 bis 54-jährigen Männer und Frauen wurden fortgeschrittene Adenome oder Darmkrebs entdeckt (wir berichteten). Dabei hatte sich für Männer dieser Altersgruppe eine Prävalenz von 8,6 Prozent ergeben, bei Frauen lag sie bei 4,5 Prozent.

400 Prozent höhere Neoplasie-Rate

Aktuelle Studienergebnisse legen jedoch nahe, dass ein Screening möglicherweise sogar noch früher Sinn macht: In einer französischen Untersuchung stieg die Rate der bei Koloskopien entdeckten Neoplasien schon ab dem 45. Lebensjahr erheblich, nämlich um 400 Prozent im Vergleich zur Altersgruppe der 40 bis 44 Jährigen und sie war sogar um 8 Prozent höher als in der Altersgruppe der 50- bis 54-Jährigen.

Für die Studie, die bei der United European Gastroenterology Week (UEGW) in Barcelona vorgestellt wurde, haben Wissenschaftler um Dr. David Karsenti von der Clinique de Paris-Bercy in Charenton-le-Pont die Daten von 6027 Koloskopien analysiert, die in ihrem Zentrum durchgeführt wurden. Etwa die Hälfte der Studienteilnehmer waren Frauen.

Doch nicht nur die NeoplasieDetektionsrate, auch die durchschnittliche Zahl der Polypen sowie die Detektionsrate von Adenomen stieg in der Altersgruppe der 45- bis 49-Jährigen stark an, nämlich um jeweils etwa 95 Prozent im Vergleich zu der Gruppe der 40- bis 44-Jährigen. Dieser Zuwachs war wesentlich größer als der im Vergleich zur Altersgruppe der 50- bis 54-Jährigen. Hier war die Zahl der Polypen nur um 19,1 Prozent, die Adenom-Detektionsrate um 11,5 Prozent höher als bei den 45- bis 49-Jährigen.

"Diese Ergebnisse zeigen, dass die Häufigkeit kolorektaler Läsionen im Alter von 45 Jahren beachtlich ansteigt, insbesondere die Detektionsrate früher Neoplasien", fasst Karsenti die Studienergebnisse in einer Mitteilung zum Kongress in Barcelona zusammen.

Signifikanter Anstieg

Der Anstieg war selbst dann noch signifikant, wenn Patienten ausgeschlossen wurden, die bereits Polypen oder Darmkrebs in der Vorgeschichte hatten oder die in dieser Hinsicht familiär vorbelastet waren, so der Gastroenterologe. In dem Fall betrug die Adenom-Detektionsrate bei den 45- bis 49-Jährigen 22,5 Prozent, bei den unter 45 Jährigen waren es 13,6 Prozent; die Neoplasie-Detektionsraten lagen bei 5,1 Prozent beziehungsweise 1,1 Prozent.

"Ungeachtet der Art des Screenings macht unsere Studie deutlich, dass die Darmkrebs-Früherkennung bereits ab einem Alter von 45 Jahren beginnen sollte", so Karsentis Fazit. Polypen könnten so frühzeitig identifiziert und sicher entfernt werden, noch bevor sie entarten.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Blase, Niere, Prostata

Konsum von Cannabis erhöht Risiko für urologischen Krebs

ED-SCLC

Durvalumab im Real-World-Vergleich

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Durvalumab im Real-World-Vergleich

© Springer Medizin Verlag

ED-SCLC

Durvalumab im Real-World-Vergleich

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Wissenschaft in Medizin übertragen

© Regeneron

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München
Abb. 1: Finale Analyse der SPOTLIGHT-Studie zum fortgeschrittenen, Claudin-18.2-positiven und HER2-negativen Adenokarzinom des Magens/AEG: Gesamtüberleben (PPS-Population)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Adenokarzinom des Magens/gastroösophagealen Übergangs

Zolbetuximab: Standardtherapie bei CLDN18.2+/HER2− Magenkarzinomen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Astellas Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Übersichtsarbeit zu Grippeimpstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!