Prognose

Forscher sagen sinkende Krebsmortalität voraus

Sinkende Krebssterblichkeit, bei Männern mehr als bei Frauen, sagt ein italienisch-schweizerisches Epidemiologenteam fürs laufende Jahr voraus. Allerdings gilt das nicht für alle Krebsarten.

Veröffentlicht:

MAILAND. Wie wird sich 2014 die Krebssterblichkeit europaweit und in den Ländern des Kontinents entwickeln? Das haben ein Schweizer und vier italienische Epidemiologen um Matteo Malvezzi von der Universität Mailand vorausberechnet (Ann Oncol 2014, online 25. April).

Nach der Analyse sind für die EU im laufenden Jahr 1.323.600 Krebstote zu erwarten, und zwar 742.000 betroffene Männer und 581.000 Frauen.

Die Sterberate, altersstandardisiert berechnet, beläuft sich nach der Prognose auf 138,1/100.000 bei den Männern und 84,7/100.000 bei den Frauen. Zwar liegen die Männer vor den Frauen, bei ihnen ist jedoch ein deutlicherer Rückgang gegenüber 2009 zu verzeichnen: Das Männer-Minus beträgt 7 Prozent gegenüber 5 Prozent bei den Frauen.

Rückläufig sind auch die Sterblichkeitsziffern für die häufigsten Krebsarten von Männern, Lungen, Kolorektal- und Prostatakrebs, mit Minuswerten von 8 Prozent, 4 Prozent und 10 Prozent.

Bei den Frauen kosten Brust- und Darmkrebs weniger Leben (minus 9 und 7 Prozent). Hingegen steigt die Lungenkrebsmortalität von Frauen, der Zuwachs beträgt 8 Prozent.

Für Deutschland konnten die Forscher auf Vergleichszahlen aus dem Jahr 2011 zurückgreifen. Der europaweite Trend bestätigt sich im Wesentlichen. Insgesamt geht die Krebssterblichkeit der Männer von 130,0/100.000 auf 126,5/100.000 zurück. Die Malignommortalität von Frauen sinkt ebenfalls, von 87,7/100.000 auf 85,8/100.000.

Für die drei häufigsten Tumorentitäten ergeben sich folgende Mortalitätsraten pro 100.000 im Vergleich 2011 vs. 2014:

Männer: 32,7 vs. 30,2 für Lungenkrebs; 14,9 vs. 13,9 für Darmkrebs; 11,4 vs. 11,5 für Prostatakrebs.

Frauen: 16,6 vs. 16,1 für Brustkrebs; 14,2 vs. 14,9 für Lungenkrebs; 9,0 vs. 8,2 für Kolorektalkrebs.

Eine Viertelmillion Todesfälle weniger

Eine Krebsart allerdings stellt sich gegen den Trend: das Pankreaskarzinom. "Pankreaskrebs ist das einzige untersuchte Neoplasma mit negativem Ausblick für beide Geschlechter in allen Altersgruppen, wenn man die EU insgesamt betrachtet", schreiben Malvezzi und seine Kollegen.

Für Deutschlands Männer bedeutet das einen Anstieg der Mortalität von 8,2/100.000 im Jahr 2004 auf 8,4/100.000 im Jahr 2009 und 8,6/100.000 im Jahr 2014, wobei hierzulande immerhin für jüngere Altersgruppen ein leichter Rückgang festzustellen ist.

Bei den Frauen lauten die Zahlen 5,6, 5,9 und 6,1 (jeweils pro 100.000). Insgesamt werden 2014 gemäß den Prognosen 8300 Männer und 8500 Frauen in Deutschland an einem Pankreaskarzinom sterben.

Nimmt man das Jahr 1988 als Vergleich zu 2014, sind die Krebsmortalitätsraten bei Männern EU-weit insgesamt um 26 Prozent und bei Frauen um 20 Prozent gefallen - das bedeutet rund eine Viertelmillion Todesfälle weniger. Die schon genannten Ausnahmen von diesem Trend sind Lungenkrebs bei Frauen und Pankreaskarzinome in beiden Geschlechtern.

Für ihre Kalkulationen haben Malvezzi und sein Team die in der Datenbank der WHO zur Krebssterblichkeit gespeicherten Angaben herangezogen. Sie erfassten einen Zeitraum von 1970 bis 2009, für einige Länder, darunter Deutschland, bis 2011. Aus diesen Daten kalkulierten die Wissenschaftler eine Projektion des Verlaufs im Jahr 2014. (rb)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Maligner Fortschrittsfeind

Mehr zum Thema

Möglicher Langzeiteffekt bei älteren Frauen

Supplementation von Calcium und Vitamin D könnte Krebsmortalität senken

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen