Solide Tumoren

Fortschritte bei der Behandlung

Eine Vielzahl neuer Studiendaten belebt die Onkologie. Wie sie zu bewerten sind, ist nicht immer eindeutig. Einige Highlights von 2016 wurden auf dem DGHO vorgestellt.

Von Doris Berger Veröffentlicht:
Prävention und Früherkennung stehen nach wie vor im Fokus der Onkologie.

Prävention und Früherkennung stehen nach wie vor im Fokus der Onkologie.

© Juan Gärtner / fotolia.com

LEIPZIG. Im Dezember 1971 unterschrieb US-Präsident Richard Nixon den National Cancer Act mit dem Ziel, innerhalb der nächsten 20 Jahre den Krebs zu besiegen. Auch wenn dies bis heute nicht erreicht wurde, so sei doch eine Reihe von Fortschritten zu vermerken, erklärte Professor Thomas Cerny von der Klinik für Onkologie und Hämatologie vom Kantonsspital St. Gallen, Schweiz. Dabei, so Cerny, spielten Prävention und Früherkennung eine wichtige Rolle. Und trotz des rasanten Fortschritts in der modernen Onkologie sollte ein wesentliches gesellschaftliches Ziel sein, die Menschen gesund ins Alter zu bringen, insbesondere vor dem Hintergrund, dass der Zugang zur modernen Onkologie immer privilegierter werde.

Das Jahr 2016 hat bislang eine Vielzahl wichtiger Studienergebnisse hervorgebracht. Aus dem Spektrum der Studien, die Cerny bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) in Leipzig vorstellte, sind einige herausgegriffen.

Eine Studie betrifft Kinder mit Hochrisiko-Neuroblastom. Bereits auf der ASCO-Tagung sei eine Studie zum Neuroblastom vorgestellt worden, so Cerny, in der gezeigt wurde, dass die autologe Tandem-Transplantation bei diesen Kindern zu einem signifikant besseren Ergebnis führe als die einfache Transplantation. Nach drei Jahren lebten noch 61,4 Prozent der Kinder aus der Tandem-Transplantationsgruppe in kompletter Remission; in der Kontrollgruppe waren es nur 48,4 Prozent.

Ein großer Teil der neuen Studienergebnisse betrifft die Immuntherapie mit Checkpointinhibitoren. Nach Cerny sind PD-1 ("programmed cell death protein 1")- und PD-L1 ("programmed death ligand 1")-Inhibitoren nicht nur beim Melanom, sondern auch beim nichtkleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC), bei Kopf-Hals-Tumoren, beim Nierenzellkarzinom und beim Blasenkarzinom bereits im Alltag angekommen. So habe zum Beispiel der Einsatz von Pembrolizumab beim NSCLC mit einer PD-L1Expression bei 50 Prozent der Tumorzellen zu einem medianen progressionsfreien Überleben der Patienten von 10,3 Monaten gegenüber sechs Monaten unter Chemotherapie geführt. Das Gesamtüberleben nach sechs Monaten habe bei 82 Prozent in der Pembrolizumab-Gruppe und bei 72,4 Prozent in der Chemotherapiegruppe gelegen (N Engl J Med 2016; online 8. Oktober).

Darüber hinaus würde die PD-1-Inhibition aber auch beim Merkelzellkarzinom geprüft. So habe Pembrolizumab in einer kleinen Studie (n=26) bei Patienten mit fortgeschrittenem Merkelzellkarzinom, die bislang keine systemische Therapie erhalten hatten, zu Ansprechraten von 56 Prozent geführt (N Engl J Med. 2016; 374(26): 2542-52). Vier Patienten erreichten eine komplette und zehn eine partielle Remission.

Cerny verwies außerdem auf den Verlauf der Überlebenskurven unter der Checkpointinhibition, sowohl unter Ipilimumab, PD-1- oder PD-L1-Blockern als auch unter Kombination. Die flach auslaufenden Kurven nährten die Hoffnung, dass – bei optimalem Einsatz dieser Medikamente in der richtigen Dosierung, in der richtigen Kombination oder Sequenz – einzelne Patienten mit diesen Therapien möglicherweise geheilt werden können, erklärte der Schweizer Onkologe bei der Tagung in Leipzig.

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