Frühe MS-Therapie schützt Gedächtnis

MONTREAL (hem). Da bei Multipler Sklerose Hirnzellen vorzeitig degenerieren, wird häufig auch schon früh die Kognition beeinträchtigt. Gedächtnisprobleme gehen sogar körperlichen Defiziten oft voraus. Eine frühe Therapie kann den kognitiven Abbau etwas aufhalten.

Veröffentlicht:

Nach Angaben von Professor Stephen M. Rao aus Cleveland in den USA haben bei Diagnose einer MS etwa ein Viertel der Patienten kognitive Störungen, nach zehn Krankheitsjahren liegt dieser Anteil bei 50 bis 60 Prozent. Beeinträchtigt sind dabei besonders Gedächtnis und die Informationsverarbeitung. Auf einem MS-Kongress in Montreal in Kanada stellte der Experte fest, dass der Verlust geistiger Fähigkeiten stärker mit einer Abnahme des Hirnvolumens korreliert als mit radiologisch nachweisbaren Läsionen.

Inzwischen liegen für alle Interferon-Präparate sowie für Copaxone Studiendaten vor, die zeigen, dass ein früher und intensiver Behandlungsbeginn nicht nur die Progression der MS aufhalten kann, sondern auch den Verfall kognitiver Leistungsfähigkeit. Für Interferon beta-1a (Rebif®) konnte dies explizit die COGIMUS*-Studie bei Patienten mit früher MS nachweisen, hat Professor Francesco Patti aus Catania in Italien berichtet. Eine deutliche kognitive Beeinträchtigung, gemessen anhand standardisierter Testverfahren, gab es nach drei Jahren mit dem Interferon in hoher Dosis (44 µg dreimal pro Woche) signifikant seltener als mit niedriger Dosis (22 µg), und zwar bei 15 versus 25 Prozent.

Therapie wird nach erstem MS-Schub empfohlen.

Ähnliches berichtete Professor Mark Freedman aus Ottawa in Kanada für Interferon beta-1b (Betaferon®) aus Fünf-Jahresdaten der BENEFIT-Studie. Die Daten zeigten auch, dass möglichst früh, bereits nach einem ersten Schub, mit der immunmodulatorischen Therapie begonnen werden sollte. Bei einem späten Beginn haben die Patienten häufiger MS-Schübe und auch die Zahl der radiologisch nachweisbaren Läsionen im Gehirn ist bei einer verzögert einsetzenden Therapie größer. Solche Patienten können das Funktionsniveau von Patienten mit früher Therapie nicht mehr erreichen.

*COGIMUS: Cognition Impairment in Multiple Sclerosis.

BENEFIT: Betaferon in Newly Emerging Multiple Sclerosis for Initial Treatment

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Sie fragen – Experten antworten

Ist eine Grippe-Impfung sinnvoll bei einem immunsupprimierten über 60-Jährigen?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Neue transsektorale S3-Leitlinie

Diagnose und Management des Delirs – so geht’s!

Knappe ärztliche und Pflege-Ressourcen

Wie die Peritonealdialyse die Personalprobleme lindern könnte

Lesetipps
Professor Jan Galle

© Dirk Hoppe/NETZHAUT

Kongress-Motto „Resilienz“

DGIM-Präsident Galle: Wie Kollegen den Kopf frei bekommen

Auch einem CT-Bild ist ein Prostata-Karzinom markiert.

© samunella / stock.adobe.com

Aktualisierung der S3-Leitlinie

Früherkennung von Prostatakrebs: Tastuntersuchung vor dem Aus