Frühe Therapie bei Typ-2-Diabetes lohnt sich

Frühzeitige Senkung des Blutzuckers bei Typ-2- Diabetes zahlt sich langfristig aus. Das haben nun Ergebnisse einer aktuellen Langzeit-Analyse der britischen Studie UKPDS belegt.

Veröffentlicht:

Ob sich eine intensive Blutzuckersenkung bei Typ-2-Diabetes wirklich lohnt, daran hatten Ergebnisse der Studien ACCORD, VADT und ADVANCE zweifeln lassen (wir berichteten). In den Studien war es nicht gelungen, mit einer besonders intensiven Therapie das kardiovaskuläre Risiko zu mindern. Nun sprechen Ergebnisse einer aktuellen Analyse der UKPD-Studie wieder für eine intensive Therapie.

"Die Daten belegen, dass eine frühzeitige strikte Blutzuckereinstellung ab dem Zeitpunkt der Diagnose sowohl das Myokardinfarkt-Risiko und die Gesamtsterberate signifikant reduzieren als auch die mikrovaskulären Komplikationen", fasste Professor Petra-Maria Schumm-Draeger aus München zusammen.

Die UKPD-Studie begann 1977 mit etwa 5000 neu diagnostizierten Typ-2-Diabetikern und endete 1997. Die Patienten wurden nach den damaligen Maßstäben entweder intensiv (HbA1c-Zielwert: 7,0 Prozent) oder konventionell (Zielwert 7,9 Prozent) behandelt. Die aktuelle Analyse ergab nun, dass sich die HbA1c-Werte schon ein Jahr nach Ende der Studie in beiden Gruppen anglichen. Trotzdem blieben die Vorteile der initialen intensiven Blutzuckersenkung erhalten.

So betrug die Risikoreduktion in der intensiviert behandelten Gruppe bei den mikrovaskulären Diabetes-Komplikationen immer noch 9 Prozent (1997: 12 Prozent). Die bei intensiver Behandlung verzeichnete Reduktion der Rate für Herzinfarkte um 15 Prozent und bei der Gesamtsterberate um 13 Prozent wurde sogar erst bei der Nachbeobachtung signifikant. "Die Effekte dieser frühzeitigen strikten Einstellung halten länger an, als wir bislang angenommen haben," erläuterte Schumm-Draeger bei einer Tagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) in Berlin. Somit bestehe eine Art lang andauerndes Gedächtnis für eine gute Blutzuckerkontrolle.

An den Studien ACCORD, VADT und ADVANCE nahmen hingegen Patienten teil, bei denen bereits vor 8 bis 11 Jahren ein Diabetes-Typ-2 diagnostiziert worden war. "Bei diesen Patienten hat sich das schlechte metabolische Gedächtnis bereits aufgebaut; dadurch sind die Grundlagen für die mikro- und makrovaskulären Erkrankungen gelegt," so Schumm-Draeger auf einem von MSD unterstützten Symposium.

Auch die aktualisierte Leitlinie der DDG rät zu einer frühen intensiven Blutzuckerkontrolle. Neu ist, dass bereits in der ersten Behandlungsstufe neben Lebensstil-Interventionen eine medikamentöse Therapie mit Metformin empfohlen wird. In der zweiten Behandlungsstufe können dann als Bestandteil einer Kombinationstherapie bereits DPP-4-Hemmer wie Sitagliptin (Januvia) eingesetzt werden.

(stü)

Ihr Newsletter zum Thema
Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Gastbeitrag

Typ-1-Diabetes hat den großen Teil seines Schreckens verloren

Parathyreoidektomie

Hyperparathyreoidismus: Operation kann vor Diabetes schützen

Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: FIB-4 1,3: numerische 26%ige Risikoreduktion der 3-Punkt-MACE durch Semaglutid 2,4mg

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [17]

Kardiovaskuläre, renale und hepatische Komorbiditäten

Therapie der Adipositas – mehr als Gewichtsabnahme

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Zum Jahresstart

Das ändert sich 2026 für Praxen

Lesetipps
Eine Person hält drei Figuren in den Händen

© Suriyo/stock.adobe.com

Man kann nicht nicht führen

Mitarbeiterführung in der Arztpraxis: Tipps für Praxisinhaber

Frau telefoniert

© Matthias Balk / picture alliance

Kontakt mit Patienten

Arztpraxis ohne Telefon: Kann das funktionieren?