Für NASH-Therapie gibt es erste Ansätze
LEIPZIG (scho). Die Diagnose nicht-alkoholische Fettleberhepatitis (NASH) wird immer häufiger gestellt. Die Prognose ist ungünstiger als bei Fettleber. Noch ist keine medikamentöse Therapie etabliert. Hinweise auf günstige Wirkungen gibt es etwa für Antidiabetika. Auch Ursodeoxycholsäure plus Vitamin E könnte eine Option sein.
Veröffentlicht:Vor allem bei Patienten mit Diabetes mellitus, Adipositas und metabolischem Syndrom besteht die Gefahr, dass sich eine nicht-alkoholische Fettleber bildet. Lange Zeit galt sie als häufiger und gutartiger Nebenbefund, etwa bei Sonografien. Doch aus einer Fettleber kann sich bekanntlich eine NASH mit ungünstiger Prognose entwickeln. Daran erinnerte Professor Michael Manns von der Medizinischen Hochschule Hannover. Bei 30 bis 40 Prozent der Patienten mündet die Erkrankung in eine Leberfibrose. Ihr Risiko, innerhalb von 10 bis 20 Jahren an einer Leberzirrhose zu erkranken, liegt dann zwischen 5 und 30 Prozent.
Es gibt typische Befundkonstellationen bei NASH: Die Leber ist vergrößert, Triglyzeride und Transaminasen sind erhöht, und zwar GPT (ALT) stärker als GOT (AST). Dagegen liegen die Werte für die Gamma-GT sowie die alkalische Phosphatase häufig im Normbereich. Sonografisch sind eine Leberverfettung oder ein zirrhotischer Leberumbau zu erkennen. Das berichtete Manns auf einem von Dr. Falk Pharma unterstützten Symposium in Leipzig.
Eine sichere Unterscheidung zwischen Fettleber und NASH ist mit einer Leberbiopsie und einer histologischen Untersuchung möglich. Zusätzlich kann dabei das Ausmaß der Fibrose (Staging) und die Krankheitsaktivität (Grading) bestimmt werden.
Bei Entzündung oder Fibrose ist eine Therapie indiziert
Anders als bei unkomplizierter Fettleber ist bei Hinweisen auf eine Entzündung oder Fibrose eine Therapie angezeigt. Dazu gehört bei übergewichtigen Patienten in erster Linie eine moderate Gewichtsabnahme. Es sollten jedoch keine Hau-Ruck-Diäten gemacht werden, da sie die Leber zusätzlich schädigen. Empfohlen wird eine Gewichtsreduktion von etwa 1500 g pro Woche. Außerdem sollten die Patienten Sport treiben oder sich wenigstens mehr bewegen, etwa Treppen benutzen statt Fahrstuhl fahren oder eine Bushaltestelle früher aussteigen als gewohnt.
Kleine Studien zu Antidiabetika verliefen viel versprechend
Medikamentöse Therapien sind noch nicht etabliert. Das Hepatoprotektivum Ursodeoxycholsäure war zwar in einer Pilotstudie wirksam. Dies wurde in weiteren Untersuchungen allerdings nicht bestätigt. Möglicherweise ist auch die Kombination von Ursodeoxycholsäure und Antioxidanzien wie etwa Vitamin E eine therapeutische Option, sagte Manns. Viel versprechende Daten liegen auch aus kleineren Studien mit Antidiabetika vor. Allerdings lässt sich daraus noch keine medikamentöse Standardtherapie bei NASH ableiten, so der Hepatologe.
STICHWORT
Wie eine NASH entstehen kann
Mit über 90 Prozent sind das Metabolische Syndrom sowie ein manifester Diabetes mellitus die Hauptursache der nicht-alkoholischen Fettleberhepatitis (NASH). Je adipöser ein Patient ist, desto ausgeprägter ist das Ausmaß der Leberverfettung. Jeder fünfte hochgradig Übergewichtige (BMI über 30) bekommt eine NASH. Typ-2-Diabetiker mit NASH entwickeln viermal häufiger eine Leberzirrhose als Nicht-Diabetiker.
Seltenere Ursachen der NASH sind die lang andauernde Einnahme von Glukokortikoiden, synthetischen Östrogenen oder Tamoxifen sowie Lipidstoffwechselstörungen, Eiweißmangelernährung oder parenterale Ernährung. (scho)
Mögliche Option: Antidiabetika
In kleineren Studien erhielten Patienten mit NASH Glitazone (Pioglitazon, Rosiglitazon) als Monotherapie oder in Kombination mit Vitamin E. Bei der Mehrheit reduzierten sich die Leberverfettung sowie die entzündliche Aktivität. Das Antidiabetikum Metformin erwies sich ebenfalls als wirksam. Insgesamt waren unerwünschte Effekte seltener als mit den Glitazonen.
Nach den vorliegenden Daten haben Antidiabetika bislang die höchste Wirksamkeit in der Therapie bei NASH. Bevor daraus jedoch eine Standardtherapie abgeleitet werden kann, müssen die Ergebnisse größerer randomisierter Studien abgewartet werden, wie Spezialisten sagen. (scho)