Einsamkeit

Gefährlich für Herz und Hirn

Soziale Isolierung und Einsamkeit könnten offenbar das Risiko für einen Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen, wie aus einer Metaanalyse hervorgeht. Die beiden Faktoren haben damit einen ähnlichen Stellenwert in der Krankheitsgenese wie Angststörungen und Belastungen im Beruf.

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:
Einsame Menschen neigen unter anderem dazu, sich weniger zu bewegen.

Einsame Menschen neigen unter anderem dazu, sich weniger zu bewegen.

© canonboy / fotolia.com

YORK. Soziale Isolierung und Einsamkeit erhöhen das Risiko für eine koronare Herzkrankheit und einen Schlaganfall, wie aus den Ergebnissen einer Metaanalyse hervorgeht.

Die beiden Faktoren haben damit einen ähnlichen Stellenwert in der Krankheitsgenese wie Angststörungen und Belastungen im Beruf.

Wissenschaftler gehen aufgrund der Ergebnisse psychosozialer Forschung davon aus, dass Einsamkeit und soziale Isolation durch psychologische und physiologische Mechanismen sowie bestimmte Verhaltensmuster die Gesundheit beeinträchtigen.

Zum Beispiel fördern beide Faktoren körperliche Inaktivität und Rauchen. Zudem haben mehrere Studien vor wenigen Jahren gezeigt, dass das Gefühl der Einsamkeit und der sozialen Isolation zu einer Schwächung der Immunabwehr und erhöhtem Blutdruck führen, wie britische Gesundheitsforscher um Nicole K. Valtorta von der Universität von York berichten (Heart 2016; online 19. April).

Unklar war bisher, wie sehr Einsamkeit und soziale Isolation die Entwicklung von KHK-Ereignissen und Schlaganfall begünstigen.

Um den Zusammenhang zu überprüfen, unternahmen die Wissenschaftler eine Metaanalyse von elf Studien zu KHK und acht Studien zu Schlaganfällen.

Bei allen Untersuchungen handelt es sich um Längsschnittstudien in den Jahren 1965 bis 1996 mit insgesamt mehr als 180.000 Teilnehmern und einem Follow-up zwischen drei und 21 Jahren.

38 Prozent der Patienten stammten aus Europa, 33 Prozent aus Nordamerika und jeder Vierte aus Japan oder dem asiatischen Teil Russlands.

Knapp 3800 KHK-Ereignisse

Nach Angaben von Valtorta und ihren Kollegen kam es in den elf Studien zu knapp 3800 KHK-Ereignissen, wobei der Fokus der meisten Untersuchungen auf Herzinfarkten lag.

Ihren statistischen Berechnungen zufolge betrug das relative Risiko (RR) für ein erstmaliges KHK-Ereignis im Vergleich zu Studienteilnehmern, die sich nicht einsam und nicht sozial isoliert fühlten, 1,29 (96%-Konfidenzintervall zwischen 1,04 und 1,59).

Die Wahrscheinlichkeit vor allem für einen Herzinfarkt war somit um 29 Prozent erhöht. Höher war das aufgrund der Ergebnisse von acht Studien ermittelte Risiko, erstmals einen Schlaganfall zu erleiden. Hier errechneten die Wissenschaftler ein RR von 1,32 (95%-Konfidenzintervall zwischen 1,04 und 1,68).

Die Forscher weisen darauf hin, dass der ermittelte Zusammenhang zwischen unzureichenden zwischenmenschlichen Beziehungen und dem KHK-Risiko - gleich ob bei Männern oder Frauen, - in etwa dem entspricht, der bereits bei anderen psychosozialen Faktoren wie Angststörungen und Belastung durch den Beruf beobachtet worden ist.

Einen kausalen Zusammenhang kann man aus den Ergebnissen jedoch nicht ablesen. Valtorta und ihre Kollegen glauben dennoch, dass die Überwindung von Einsamkeit und sozialer Isolation dazu beitragen kann, das KHK- und Schlaganfall-Risiko zu senken.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

OPTIMA-AF

PCI und Vorhofflimmern: Wie antithrombotisch optimal behandeln?

2. Preis Charity Award 2025

Keine Ahnung von Reanimation? Studierende vermitteln Kompetenz

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
PAP senkt Mortalität signifikant

© ResMed

Lancet: Neue Meta-Analyse

PAP senkt Mortalität signifikant

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Wie UKPS den Weg zurück in die Therapie öffnet

© ResMed

PAP scheitert oft

Wie UKPS den Weg zurück in die Therapie öffnet

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Schlafstörungen als Warnsignal

© shapecharge | iStock

Früherkennung Demenz

Schlafstörungen als Warnsignal

Anzeige | ResMed Germany Inc.
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

© Vink Fan / stock.adobe.com

Aktive schubförmige Multiple Sklerose

7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

© Dr_Microbe / stock.adobe.com

Entwicklungen in der Therapie neuromuskulärer Erkrankungen

Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Früherkennung

PSA-basiertes Prostatakrebs-Screening: Langzeitdaten belegen Nutzen

Lesetipps
Karteneinschub im Lesegerät für den E-Arztausweis

© Ingenico Healthcare

Neuer Verschlüsselungsalgorithmus in der TI

gematik verlängert Frist für Austausch der E-Arztausweise

Arbeiten an der Zukunft der Hausarztpraxis Nürnberg-Fischbach: Dr. Nicolas Kahl und Nicki Maurer.

© Torsten Fricke

Erfolgreiche Teamarbeit

HÄPPI: So gelingt die Delegation in Hausarztpraxen