HINTERGRUND

Gegen Alterserscheinungen der Haut und Sonnenschäden können Ärzte jetzt eine Menge tun

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Von Angela Speth

Mit dem Altwerden muß man sich abfinden, mit den Alterserscheinungen nicht unbedingt. Denn vielfach bietet die Medizin wirkungsvolle Hilfe, so auch für die, bei denen sich die Jahre, Sonnenbaden und Rauchen im Gesicht bemerkbar machen: als Falten, erweiterte Äderchen, Pigmentflecken sowie als gut- oder bösartige Hauttumoren.

Auf der Haut hinterläßt das Alter seine Spuren am sichtbarsten, doch zugleich sind sie dort am besten vermeidbar. Natürlich tragen auch innere Auslöser zu den Hautveränderungen bei, wie Privatdozentin Friedegund Meier in ihrer Antrittsvorlesung an der Hautklinik Tübingen berichtet hat. Dazu gehören etwa die Verkürzung der Telomere - Telomere sind DNA-Stücke, die an den Enden der Chromosomen sitzen und keine Erbinformationen enthalten -, die Glykosylierung von Proteinen oder oxidativer Streß durch endogen gebildete reaktive Sauerstoffradikale (ROS).

Lichtalterung durch unbeirrtes Bräunen

Aber heutzutage dominieren äußere Faktoren, vor allem die Lichtalterung durch häufiges Sonnenbaden. Nachweislich entstehen durch UV-Licht vermehrt ROS, die DNA und Proteine schädigen, außerdem bilden sich dadurch vermehrt Matrix-Metallo-Proteinasen, MMP abgekürzt, die das Kollagengerüst der Haut zerlegen.

Auch ein lebhaftes Mimenspiel gräbt sich im Laufe des Lebens ein: Wer sich oft ärgert, bekommt dauerhaft zusammengezogene Augenbrauen, wer viel lacht, Krähenfüße um die Augen, wer gern nachdenkt, Querfalten auf der Stirn.

Gegen derartige Schönheitsfehler hilft Botulinumtoxin A. Gezielt in den Muskelbauch gespritzt, glättet der Wirkstoff Falten bereits nach einem Tag, allerdings nur für drei bis sechs Monate. Weniger ansehnlich sind die möglichen Begleiteffekte dieser Behandlung: herabhängendes Oberlid oder hochgezogene Augenbrauen.

Zur Vorbeugung und zum Straffen von Runzeln kann auch eine Schälbehandlung der Haut, etwa mit Vitamin-A-Säure (Tretinoin) vergenommen werden. Bei mehr als 90 Prozent der Patienten ebnet es nach Angaben von Meier die Haut für ungefähr zehn Monate, indem es die Oberhaut verdickt, die Kollagenbildung anregt und die kollagenabbauenden MMP unterdrückt. Hierbei kann es jedoch zu einer Entzündung kommen, der Retinoid-Dermatitis. Eine weitere Option zur Hautstraffung ist die Laserbehandlung.

Bestrahlung beseitigt Pigmentflecken

Doch nicht nur durch eine schlaffe Haut sieht so mancher die Schönheit seines Antlitzes getrübt. Auch Teleangiektasien und Pigmentflecken können stören. Hier hilft nach Meiers Angaben das meist mehrmalige Bestrahlen mit einer energiereichen Xenon-Lampe: Durch selektive Photothermolyse von Hämoglobin verschwinden bei etwa zwei Drittel der Patienten die unliebsamen Hautmale als Folge der lokalen Erhitzung ganz oder teilweise. Die unerwünschten Wirkungen sind bei dieser Behandlung gering. Eine weitere Indikation für energiereiche Strahlen sind Alterswarzen, die sich durch gepulsten Infrarot-Laser abtragen lassen.

Bei Senioren, vor allem den unentwegten Sonnenanbetern, stark verbreitet ist eine weitere Hautveränderung, die nicht nur optisch störend ist: Die solare Keratose. Das ist eine rötlich-braune Wucherung im Gesicht und auf den Händen, die mit einem Risiko von zehn bis 20 Prozent in Plattenepithel-Karzinome übergehen kann. Zur Therapie bestrahlt man ebenfalls, meist in zwei Sitzungen, und zwar mit Rotlicht nach Auftragen eines Photosensibilisators. Patienten, die bereits ein Basalzell-Karzinom haben, bestreichen die Stelle einmal täglich drei Monate lang mit einer Creme, die Imiquimod enthält. Sie steigert die lokale Immunantwort, und dadurch heilt der oberflächliche Tumor fast immer ab.

Was kann getan werden, um Altersschäden vorzubeugen? An erster Stelle steht der Lichtschutz: im Sommer zwischen 11 und 15 Uhr direkte Sonne meiden, eine wasserfeste Creme mit hohem UVB-Lichtschutzfaktor und breitem UVA-Filter benutzen. Zweitwichtigste Schutzmaßnahme ist das Nichtrauchen: Mehrere Studien belegen, daß Rauchen die Menge an MMP in der Haut erhöht und somit Runzeln begünstigt.

Künftig könnten chemische Faltenkiller mit bereits erwiesener Wirkung hinzukommen: Salben mit Antioxidantien wie Vitamin C oder Polyphenolen, wie sie in schwarzem und grünem Tee, in Früchten und Rotwein vorkommen. Nicht zuletzt macht der Lebensstil alt oder hält jung: Diät, Sport und ausreichend Schlaf zum Beispiel erhöhen die im Alter sinkende Produktion an Wachstumshormon. Fetthaltige Kost, Bewegungs- und Schlafmangel hingegen vermindern sie.



FAZIT

Gegen Alterserscheinungen der Haut kann man mittlerweile eine Menge tun. So lassen sich Falten im Gesicht durch eine Behandlung mit Botulinumtoxin A mindern oder gar beseitigen. Auch eine Schälbehandlung der Haut, etwa mit Vitamin-A-Säure, kann Runzeln straffen. Eine weitere Option zur Hautstraffung ist die Laserbehandlung. Hilfe gibt es auch bei Teleangiektasien und Pigmentflecken. Altersschäden der Haut kann man aber auch wirksam vorbeugen, etwa durch ausreichenden Sonnenschutz und Verzicht auf Rauchen. Erprobt werden jetzt auch Salben mit Antioxidantien zum Hautschutz.

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