Gegen Verhaltensstörung bei Demenz sind Antidementiva erste Wahl

Veröffentlicht:

BERLIN (mut). Eine Neuroleptika-Therapie ist bei Alzheimer-Patienten mit Verhaltensstörungen problematisch. Die Behandlung wird von Demenzexperten nur als Ultima Ratio empfohlen. Zuvor sollten Ärzte versuchen, die Symptome durch eine Therapie mit Antidementiva zu lindern.

Das Problem ist bekannt: Gegen Unruhe, Ängste und Aggressionen werden viele Alzheimer-Patienten mit Neuroleptika behandelt, dagegen erhalten die meisten Patienten noch immer keine antidementive Therapie. Inzwischen sei aus großen Studien bekannt, dass Neuroleptika das Risiko für Stürze, extrapyramidal-motorische Störungen, Herzinfarkt und Schlaganfall bei Demenzpatienten erhöhen. Zudem verschlechtern die Medikamente oft noch zusätzlich die Kognition, führten aber kaum dazu, dass die Beschwerden seltener auftreten. Darauf hat Professor Lutz Frölich von Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim hingewiesen. Er nannte als Beispiel die CATIE-AD-Studie× mit 421 Alzheimer-Patienten. Darin wurden drei atypische Neuroleptika mit Placebo verglichen. Ein Zielkriterium war die Therapiedauer wegen angenommener Wirksamkeit. Dabei habe es zwischen den Arzneien und Placebo keine signifikanten Unterschiede gegeben.

Gut belegt sei jedoch, dass Cholinesterase-Hemmer bei Alzheimer-Patienten nicht nur positiv auf die Kognition wirken, sondern auch Verhaltensstörungen deutlich mindern. Auf einer Veranstaltung von Pfizer und Eisai beim DGPPN-Kongress in Berlin nannte Frölich als Beispiel eine Studie mit 134 Alzheimer-Patienten mit Verhaltensstörungen. Alle Patienten wurden zunächst zwölf Wochen mit Donepezil (Aricept®) behandelt. Nach dieser offenen Phase erhielten die Patienten doppelblind entweder Donepezil oder Placebo. Das Ergebnis: In der offenen Studienphase nahmen Angst, Unruhe und Aggressionen mit der Donepezil-Therapie deutlich ab. Bei den Patienten, die weitere zwölf Wochen das Medikament erhielten, gingen die Symptome noch weiter zurück oder blieben konstant, dagegen nahmen sie bei den Patienten mit Placebo wieder zu.

Ein ähnlicher Effekt wurde in einer aktuellen Anwendungsbeobachtung mit Donepezil festgestellt: Dabei gingen vor allem depressive Symptome, Psychosen, Apathie und Aggressivität zurück. Bei 80 Prozent der Demenzkranken ließen sich solche Symptome mit einer Donepezil-Dauertherapie lindern, so Frölich.

×CATIE-AD: Clinical Antipsychotic Trials in Intervention Effectiveness - Alzheimer‘s Disease

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Wechselspiel zwischen Hirn und Pankreas

Demenz & Diabetes: Welche Vorteile das CGM bietet

Marktfreigabe

EU-Kommission genehmigt Alzheimer-Wirkstoff Lecanemab

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Daktyloskopische Nebenwirkungen

Wenn die Krebstherapie die „Identität“ verändert

Lesetipps
Betritt unbekanntes Terrain: CDU-Politikerin und designierte Bundesministerin für Gesundheit Nina Warken.

© Bernd Weißbrod/dpa

Update

Überraschende Personalie

Eine Juristin wird Gesundheitsministerin: Das ist Nina Warken

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung