Grünes Licht verdampft überschüssiges Prostatagewebe

FRANKFURT AM MAIN (ner). Wird die Laserresektion bei Prostatahyperplasie (BPH) die klassische transurethrale Elektroresektion der Prostata (TUR-P) ablösen? Nach Ansicht mancher Urologen schon. Besonders unter Sicherheitsaspekten scheint die Laservaporisation überlegen zu sein, hieß es bei einer Urologentagung in Frankfurt am Main.

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Die Verdampfung des Prostatagewebes mit dem Grünlicht-Laser über einen transurethralen Zugang führe zu ähnlichen Einjahres-Ergebnissen wie mit dem derzeitige Goldstandard TUR-P. Darauf wies Dr. Robin Ruszat aus Basel bei der Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie hin. In seiner Klinik gibt Erfahrungen mit mehr als 300 Laser-Eingriffen.

Zwar werde mit der Laserbehandlung weniger Gewebe entfernt als mit TUR-P, was auch zu geringeren maximalen Harnflußraten führe. Klinisch ergäben sich daraus aber keine wesentlichen Unterschiede, so Ruszat.

Der Urologe bezog sich auf einen Vergleich von 147 BPH-Patienten, die in Basel per Laservaporisation behandelt worden waren, und 87 Patienten, die eine TUR-P in Baden in der Schweiz erhalten hatten. In der Laser-Gruppe stieg die maximale Harnflußrate (Qmax) von präoperativ 7,6 ml/s auf 16 ml/s vier Wochen postoperativ und auf 19 ml/s nach einem Jahr. Nach TUR-P stieg Qmax von 9,6 ml/s auf 20 ml/s vier Wochen postoperativ und auf 24,1 ml/s nach einem Jahr. Diese Unterschiede waren signifikant.

Bei Befragungen der Patienten nach den Symptomen ergaben sich mit etwas mehr als fünf Punkten auf der Internationalen Prostata-Symptom-Skala IPSS ein Jahr postoperativ keine Unterschiede. Die Skala hat maximal 35 Punkte (stärkste Beschwerden).

Gute Erfahrungen mit dem Verfahren hat man auch an der Heidelberger Klinik für Prostata-Therapie gemacht. Dort wurden seit August 2003 mehr als 850 Männer mit einem Grünlicht-Laser behandelt .

Vorteile der Laservaporisation seien vor allem, daß es zu keinen nennenswerten Blutungen oder einem Einschwemmsyndrom komme, sagte Ruszat. Unter Einschwemmsyndrom versteht man die Einschwemmung von Spülflüssigkeit in das Venensystem, wodurch eine Schocksymptomatik ausgelöst werden kann.

Auch Bluttransfusionen, wie sie bei etwa drei Prozent der Patienten unter TUR-P erforderlich sind, fallen weg. Insgesamt sei vor allem die intraoperative Komplikationsrate gering, die postoperative Komplikationsrate mit temporärem Harnverhalt oder Harnröhrenstrikturen ähnlich wie bei der TUR-P. Langzeitdaten gibt es noch nicht.

Nachteil der Laservaporisation ist, daß kein Gewebe zur histologischen Untersuchung entnommen werden kann. Dr. Walter Ohlig vom Krankenhaus Frankfurt-Höchst bevorzugt deshalb die Enukleation der Prostata mit einem Holmium-Laser. Die Gewebeabtragung erfolge ebenfalls ohne Blutungen, die Gewebestücke werden abgesaugt.

In Ohligs Abteilung habe das Verfahren die TUR-P inzwischen komplett abgelöst. Allerdings ist die Holmium-Laser-Enukleation ein anspruchsvoller Eingriff, der eine längere Lernphase für das Team voraussetzt. Deshalb bevorzugten Kollegen der meisten urologischen Kliniken den Grünlicht-Laser.



STICHWORT

Laservaporisation

Bei der photoselektiven Vaporisation der Prostata (PVP) wird mit Hilfe eines KTP-Kristalls (Kalium-Titanyl-Phosphat) grünes Licht einer Wellenlänge von 532 Nanometer erzeugt; daher auch die Bezeichnung KTP- oder Grünlicht-Laser. Der Laserstrahl dringt 0,8 mm in das Gewebe ein, welches aufgrund der oberflächlichen Hitzewirkung rückstandsfrei verdampft wird. Die Koagulationszone beträgt ein bis zwei Millimeter.

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