Diabetes

Helfen Antidiabetika dem Herzen?

Dass kardiovaskuläre Folgen des Diabetes mellitus die langfristige Prognose stark beeinflussen, gilt als gesichert. Dies bedeute aber nicht, dass alles, was den Blutzucker senke, auch gut fürs Herz sei, meint der Allgemeinarzt und Diabetologe Dr. Til Uebel aus Ittlingen.

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Dr. Til Uebel ist Autor einer DEGAM-Anwenderversion der Nationalen Versorgungsleitlinie (NVL) Diabetes mellitus Typ 2. Der Diabetologe argumentiert in der Zeitschrift "Der Hausarzt" (2013; 18: 37) in puncto Antidiabetika und Herz unter anderem mit den Erkenntnissen zu den Glitazonen.

"Von diesen hatte man sich eine deutliche positive Beeinflussung der kardiovaskulären Sterblichkeit versprochen. Doch nur eine einzige Substanz konnte die Herzinfarktrate geringfügig senken und dies nur, wenn man eine ebenso große Steigerung der Herzinsuffizienzrate in Kauf nahm."

Umstritten sei weiterhin, ob Sulfonylharnstoffe das kardiale Risiko beeinflussen, wahrscheinlich seien die Daten aufgrund des Hypoglykämierisikos widersprüchlich.

Mit Ausnahme des in Deutschland kaum angewendeten Gliclazids gebe es keine Wirksamkeitsbelege zur Reduktion klinischer Endpunkte, so Uebel. Gleiches gelte für Acarbose und die Glinide. Bei Insulin gehen die Ansichten ebenfalls auseinander.

"Doch die Mär von der kardioprotektiven Wirkung antihyperglykämischer Therapien will nicht enden. Mit Verve verteidigt die nationale Diabetesgesellschaft das Prinzip Hoffnung", schreibt Uebel weiter und verweist auf das kürzlich zugelassene Dapagliflozin.

Dabei sei "eine vergleichbare Erwartung für die immerhin seit sechs Jahren zugelassenen Gliptine just erneut enttäuscht" worden.

Sowohl für Alogliptin (in Deutschland nicht verfügbar) als auch für Saxagliptin gebe es keine Nachweise günstiger Auswirkungen auf Herz und Gefäße, unter Saxagliptin stieg in der TIMI-Studie die Anzahl der Hospitalisierungen wegen Herzinsuffizienz.

"Einzige Ausnahme scheint Metformin zu bleiben." Bei übergewichtigen Typ-2-Diabetikern ist die Substanz wegen der positiven Effekte auf kardiale Komplikationen und auf die Mortalität gemäß NVL Therapie der ersten Wahl, vermutlich profitieren auch normalgewichtige Patienten.

Daraus schlussfolgert Uebel, dass Diabetiker in Bezug auf kardiovaskuläre Risiken der gleichen medikamentösen Behandlung bedürfen wie Nicht-Diabetiker. Zudem sollten diese Risiken seiner Meinung nach "nicht allzu überschätzt werden."

Die vielfach zitierten Daten von Professor Steven M. Haffner, San Antonio (USA), aus dem Jahre 1998, wonach das kardiovaskuläre Risiko von Diabetikern dem von Nicht-Diabetikern mit überstandenem Herzinfarkt entspricht, relativiert Uebel mit Verweis auf verschärfte Diagnosekriterien und eine seit Jahren allgemein sinkende kardiovaskuläre Sterblichkeit.

Daher sei selbst gezieltes Screening auf Risikopatienten ineffektiv. Außerdem sei nicht belegt, dass körperliche Aktivität bei Diabetikern den Blutdruck und damit kardiovaskuläre Risiken senke. (ner)

Lesen Sie dazu auch den Gastkommentar: Fatalismus ist fehl am Platz

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