Schmerzpatienten

Illusion gegen Schmerzen im Rücken

Hilft allein schon das Beobachten einer Massage gegen Rückenschmerzen? Wissenschaftler forschen über innovative Behandlungsansätze bei chronischen Schmerzen.

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Patienten mit Rückenbeschwerden erfahren offenbar schon Linderung, wenn sie eine Rückenmassage bei anderen am Bildschirm beobachten.

Patienten mit Rückenbeschwerden erfahren offenbar schon Linderung, wenn sie eine Rückenmassage bei anderen am Bildschirm beobachten.

© selimaksan / iStock / Thinkstock

BOCHUM. Sehen Patienten ihren schmerzenden Rücken über einen Bildschirm, lässt der Schmerz offenbar nach: Professor Martin Diers von der Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum (RUB) filmte für seine Untersuchungen den Rücken von Schmerzpatienten und bot dabei experimentelle Schmerzreize dar, während die Patienten auf einem Bildschirm ihren gepeinigten Rücken betrachten konnten. Die Studienteilnehmer berichteten, dass der Schmerz nachließ, wenn sie ihren Rücken sahen, berichtet die RUB in einer Mitteilung.

Zudem stellten die Forscher um Diers fest, dass eine am Bildschirm beobachtete Massage der schmerzenden Stelle schmerzlindernd wirkt: In einem Experiment ließen die Wissenschaftler die Probanden eine Rückenmassage beobachten und zum Vergleich ein Buch auf weißem Untergrund. Sie stellten fest, dass die beobachtete Massage wirksamer ist als die Beobachtung des Buches. Seine Schlussfolgerung: Mithilfe dieser Intervention kann eine Verbesserung der Schmerzintensität beziehungsweise ein Therapieerfolg erreicht werden – lediglich unter Einsatz einer Kamera und eines Computers.

Für Diers steht fest, dass eine verbesserte Wahrnehmung des Schmerzes dabei helfen könnte, gezielte Behandlungsstrategien zu entwickeln, heißt es in der Mitteilung weiter. Diese Methode der "Visuellen induzierten Analgesie" könne ein Therapieansatz sein und in bestehende Therapien integriert werden.

Interessant sei die Methode besonders für Patienten mit chronischen Rückenschmerzen. Diese können den Schmerz oft nicht lokalisieren und hätten eine diffuse Körperwahrnehmung. "Indem der Patient die betroffene Körperregion betrachtet, werden die Intensität und der Ort des Schmerzes genauer wahrgenommen", wird Diers zitiert. Weitere Forschung sei notwendig, um die Ergebnisse in bestehende Behandlungen zu integrieren und neue Behandlungsformen zu ermöglichen. (eb)

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