Immunglobulin schützt nach Transplantation vor Krebs

BERLIN (nsi). Die Behandlung mit Immunglobulinen könnte dazu beitragen, das Tumorrisiko nach einer Organtransplantation zu verringern. Daten, die das stützen, gibt es aus einer Studie. In ihr wurde das Lymphomrisiko nach Transplantation bei der Zytomegalie-Virus-(CMV)-Prophylaxe mit Immunglobulinen bestimmt.

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Organempfänger haben im Vergleich zu Menschen ohne Organtransplantation ein erheblich erhöhtes Malignomrisiko, nämlich ein etwa doppelt so hohes über einen Zeitraum von zehn Jahren. Das gelte für alle Tumoren, und dabei sei die Abhängigkeit der Malignomentstehung vom Lebensalter berücksichtigt, sagt Professor Gerhard Opelz aus Heidelberg.

Die Inzidenz bestimmter, vor allem virusinduzierter Tumoren wie Non-Hodgkin-Lymphome sei jedoch viel stärker erhöht: Im Verlauf von zehn Jahren etwa 12-fach, so der Wissenschaftler von der Uni Heidelberg beim Kongress der Deutschen Stiftung Organtransplantation in Berlin.

Eine Behandlung mit Immunglobulin könnte dieses Risiko jedoch senken. Die Auswertung von Daten aus der Collaborative Transplant-Study, einem multizentrischen Register in Heidelberg, hat ergeben: Wer nach der Übertragung einer fremden Niere Immunglobuline als Prophylaxe vor einer CMV-Infektion erhalten hatte, war davor geschützt, ein Lymphom zu bekommen - zumindest im ersten Jahr. Ausgewertet wurden die Daten von 44  828 Empfängern von postmortal gespendeten Nieren.

Im ersten Jahr nach der Transplantation lag die standardisierte Inzidenzrate (SIR) in der Gruppe der 30 55 Patienten ohne medikamentöse CMV-Prophylaxe bei 26 und in der Gruppe mit antiviraler Medikation (Ganciclovir oder Aciclovir, 12 470 Patienten) ähnlich hoch (24). Bei 2103 Patienten, die Anti-CMV-Immunglobulin erhalten hatten, kam im ersten Jahr nach Transplantation kein einziges Lymphom vor. In den folgenden fünf Jahren glichen sich die Lymphomraten an.

"Es wäre möglich, dass die gegen CMV gerichteten Immunglobuline auch vor einer Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus schützen, das Lymphome hervorrufen kann", sagte Opelz. "Eine Behandlung mit Virustatika senkt dagegen das Lymphomrisiko offenbar nicht." Die Daten sind vor kurzem in "Lancet Oncology" veröffentlicht worden (8, 2007, 212).



STICHWORT

Standardisierte Inzidenzrate

Als "standardisierte Inzidenzrate (SIR)" wird das Verhältnis der Inzidenz-Rate eines bestimmten Kollektivs zu der Inzidenz-Rate der gesamten Bevölkerung unter Berücksichtigung (Standardisierung) von Alter und Geschlecht bezeichnet. Ein SIR-Wert von 1 bedeutet, dass die Zahl der Erkrankungen der erwarteten Anzahl entspricht. Werte über 1 sind ein Hinweis auf eine höhere, Werte unter 1 auf eine niedrigere Erkrankungsrate. (nsi)

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