Infektionsgeschehen

KVNo erneuert Videosprechstunde im Kinder-Notdienst

Um angesichts einer neuen drohenden Infektionswelle Notfallpraxen zu entlasten, setzt die KV Nordrhein weiter auf die pädiatrische Videosprechstunde. Sie warnt vor Impfmüdigkeit.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Videosprechstunden kommen bei Eltern und Kindern gut an. (Symbolfoto).

Videosprechstunden kommen bei Eltern und Kindern gut an. (Symbolfoto).

© Robert Kneschke / Zoonar / picture alliance

Düsseldorf. Um im kommenden Winter pädiatrische Praxen, vertragsärztlichen Notfalldienst und Ambulanzen zu entlasten, richtet die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNo) erneut eine Videosprechstunde für die Eltern erkrankter Kinder ein. Das kündigte der Vorstandsvorsitzende der KVNo Dr. Frank Bergmann an.

Die KVNo hatte im vergangenen Jahr erstmals das Angebot einer Videosprechstunde für den kinderärztlichen Notdienst getestet. „Das war so erfolgreich, dass wir das Angebot in zweiter Runde auflegen können“, betonte Bergmann. Innerhalb von sieben Wochen war die Videosprechstunde mehr als 2.300 Mal in Anspruch genommen worden. „Fast die Hälfte der Eltern war nach der Videosprechstunde so gut beraten, dass sie keine weitere Hilfe benötigten.“

Die Videosprechstunden, die von Dezember 2023 bis Ende Januar 2024 zur Verfügung stehen sollen, werden über die Hotline 116 117 vermittelt. Dort wird das Ersteinschätzungsverfahren SmED vorgeschaltet.

„Versprechen uns deutliche Entlastung der Notdienststrukturen“

Geplant ist nach Angaben von Bergmann, dass die Eltern Termine vereinbaren können, um Wartezeiten zu reduzieren. Zudem wird es anders als im Vorjahr die Möglichkeit der Ausstellung von elektronischen Rezepten und AU-Bescheinigungen in der Videosprechstunde geben. „Wir versprechen uns eine deutliche Entlastung der Notdienststrukturen.“

Die Videosprechstunden werden von Ärztinnen und Ärzten übernommen, die nicht vertragsärztlich tätig sind. „Wir würden den Praxen einen Bärendienst erweisen, wenn wir sie bitten würden, die Videosprechstunden zu machen.“ Sie sollten sich zu 100 Prozent der Versorgung widmen können.

Neu ist, dass die Videosprechstunde nicht mit Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalen, sondern aus dem Strukturfonds der KVNo finanziert wird: Die Hälfte des Geldes kommt von den Kassen, die andere Hälfte von der KV.

Die falsche Zeit für Impfmüdigkeit

Die KVNo rechnet für die nächsten Monate mit einer Dreifachbelastung der Praxen durch Infektionen mit Influenza, RSV und SARS-CoV-2 – gepaart mit möglichen Arzneimittelengpässen und dem Wegfall der Schutzmaßnahmen. „Die pädiatrischen Praxen und die Notdienststrukturen könnten erneut stark belastet werden“, sagte Dr. Viola Gräfe vom Bereich Strategische Datenanalysen und Gesundheitspolitik der KVNo.

Zurzeit sei die Zahl akuter Atemwegserkrankungen rückläufig, sie lägen unter den Vorjahreswerten. Aber: „Jetzt ist der falsche Zeitpunkt für Impfmüdigkeit“, betonte Gräfe. Zurzeit werde in den nordrheinischen Praxen nur noch extrem selten gegen SARS-CoV-2 geimpft. In der 36. Kalenderwoche habe es gerade einmal 82 Impfungen in 17 Praxen gegeben. Auch bei den Grippeimpfungen deute alles auf zunehmende Impfmüdigkeit hin.

Die Praxen brauchen Einzel-Impfdosen

Bei der Grippeimpfung müssten Ärztinnen und Ärzte die Patientinnen und Patienten wieder mehr motivieren, sagte KVNo-Vize Dr. Carsten König. Gleichzeitig würden die Menschen vermehrt nach der Corona-Impfung fragen. „Wir müssen das Interesse ausnutzen und deutlich dafür werben, die Grippeimpfung mit der Coronaimpfung durchführen zu lassen.“

Ab dem 18. September könnten die Praxen mit neuen Corona-Impfstoffen rechnen. „Es ist hoch ärgerlich und für uns überhaupt nicht nachvollziehbar, dass die Praxen immer noch mit Vials versorgt werden, aus denen sie sechs, sieben Impfungen herausziehen müssen“, betonte Hausarzt König. Jetzt müsse man wieder Kohorten von Patienten einbestellen.

Das Ganze sei umso unverständlicher, als es im Ausland bereits Einzeldosen gebe. „Es wird wieder Verfall und Verwurf von Impfdosen geben“, prognostizierte König. „Ich möchte wirklich nicht mehr hören, dass dafür die Praxen verantwortlich sein sollen.“ Verantwortlich sei das Bundesgesundheitsministerium.

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