Kinder mit hohen Cholesterinwerten frühzeitig behandeln

Fünf Prozent aller Kinder und Jugendlichen haben deutlich erhöhte Blutfettwerte. Je nach Ursache muss der Lebensstil geändert oder medikamentös therapiert werden.

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Professor Gerhard Klose aus Bremen rät Hausärzten, auf die Familienanamnese zu achten. "In Familien mit frühen kardialen Komplikationen und Hypercholesterinämien bei Eltern und Großeltern sollten möglichst früh die Lipidwerte der Kinder untersucht werden," appellierte der Internist beim "Tag des Cholesterins 2009". Klose nannte für hohe Blutfettwerte - Gesamtcholesterin über 200 mg/dl, LDL-Cholesterin über 130 mg/dl - zwei wesentliche Gründe.

Selten, aber dafür sehr bedrohlich, sind genetische Ursachen wie die familiäre Hypercholesterinämie (FH) im Kindesalter. Ihr liegt ein Defekt am LDL-Rezeptor zugrunde. Typische Symptome sind Xanthome, subkutane Fettablagerungen, die als gelbliche Knötchen am häufigsten an Knien, Ellenbogen, Händen oder Füßen sowie an den Achillessehnen auftreten. Eines von 500 Neugeborenen ist von der heterozygoten Form betroffen, bei der Gesamtcholesterinwerte von 300 bis 600 mg/dl auftreten. Die homozygote Form tritt bei einem von einer Million Neugeborenen auf, hier erreicht das Gesamtcholesterin mehr als 600 mg/dl. Patienten haben ein deutlich erhöhtes Risiko, schon früh eine Arteriosklerose und in der Folge eine koronare Herzkrankheit zu entwickeln. Um das Risiko zu mindern, müssen die Patienten konsequent mit Lipidsenkern behandelt werden.

Wesentlich häufiger sind Lebensstil sowie sonstige familiäre Belastungen die Ursachen für zu hohe Blutfettwerte bei Kindern und Jugendlichen. Auch hier ist frühes Gegensteuern wichtig.

Liegt eine Hypercholesterinämie vor, sollten sofort Lebensstilmaßnahmen ergriffen werden (s. Kasuistik 1). Dazu gehören vor allem eine gesunde ausgewogene, ballaststoffreiche Mischkost sowie viel Bewegung. Von mit Phytosterinen angereicherten Lebensmitteln rät Klose ab, da neue Untersuchungen gezeigt hätten, dass erhöhte Konzentrationen von Phytosterinen im Blut mit arteriosklerotischen Veränderungen einhergingen. Bei hoher familiärer Belastung kann laut Klose ab dem achten Lebensjahr auch eine medikamentöse Therapie mit Statinen erforderlich sein (s. Kasuistik 2). Dies würden auch die aktuellen US-Leitlinien empfehlen. Allerdings sei diese Maßnahme umstritten, da noch keine Langzeitdaten vorliegen. (stür)

KASUISTIKEN

Fall 1

  • E. E., 4 Jahre, Cholesterin 324 mg/dl, LDL-Cholesterin 250 mg/dl
  • Hypercholesterinämie bei Mutter, Großvater und Großonkel mütterlicherseits
  • Großvater mit 58 Jahren an Myokardinfarkt verstorben
  • Lebensstilmaßnahmen (Ernährung, Bewegung)

Fall 2

  • H. S., 9 Jahre, seit 3. Lebensjahr Hypercholesterinämie bekannt, Cholesterin 363 mg/dl, LDL-Cholesterin 299 mg/dl
  • Vater mit 34 Jahren Kleinhirninfarkt bei Hypercholesterinämie, Großmutter väterlicherseits ebenfalls Apoplex mit 40 Jahren bei Hypercholesterinämie
  • Beginn Statin-Therapie (10 mg)
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