Kindern mit Krampfanfall sollte man Tabletten vor die Zahnreihe legen

MÜNCHEN (wst). Wenn Kinder zu Krampfanfällen neigen, ist es sinnvoll, deren Eltern, Erzieher und Lehrer über Möglichkeiten der Ersten Hilfe zu informieren.

Veröffentlicht:

Als wichtige Tips können Kollegen zum Beispiel weitergeben: das Kind bei einem Krampfanfall gleich aus einer etwaigen Gefahrenzone wie dem Straßenverkehr, bergen, in eine stabile Seitenlage bringen und die Kleidung besonders am Hals lockern. Daran hat Professor Florian Heinen von der Ludwig-Maximilians- Universität München bei einer von Neuro-Consil organisierten Fortbildungsveranstaltung in München erinnert.

Wichtig sei es auch, die Abläufe beim Anfall genau zu beobachten, um darüber später detailliert Auskunft geben zu können.

Heinen riet Kollegen, die zu einem solchen Notfall gerufen werden, exakt die Zeit zu messen. Ist der Krampf nach drei Minuten nicht vorüber, ist Diazepam rektal indiziert. Säuglinge erhalten 5 mg, Kleinkinder über 15 kg Körpergewicht 10 mg, Schulkinder 10 bis 20 mg.

Eine orale Therapie mit Lorazepam sei weniger atemdepressiv. Davon bekommen die Kinder 0,05 bis 0,1 mg pro kg Körpergewicht. Pauschaler gesagt: Kinder mit einem Gewicht unter 15 kg erhalten 1 mg, Kinder, die mehr wiegen, 2,5 mg. Mit einem Wirkungseintritt ist bei beiden Wirkstoffen nach zwei bis drei Minuten zu rechnen.

Bei älteren Kindern ist auch aus psychosozialen Gründen eher die orale Applikation vorzuziehen. Eine Wiederholung der Therapie sei zu erwägen, wenn der epileptische Anfall länger als fünf bis zehn Minuten dauert. Außerdem müsse spätestens dann grundsätzlich der Notarzt alarmiert werden, erinnerte Heinen.

Wichtig: Bei oraler Behandlung wird die Tablette vor die Zahnreihe plaziert. Anderenfalls könnten Helfer leicht einen Finger verlieren, wenn im Moment der Applikation ein Kiefermuskelkrampf eskaliert, warnte Heinen.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Profilansicht eines Mannes in das die Anatomie der Nase, nasennebenhöhlen und des Mundes und Rachens eingezeichnet sind.

© svetazi / stock.adobe.com

Dreiarmige Interventionsstudie

Sinus-Operation lohnt sich offenbar bei chronischer Rhinosinusitis

Ein Vorteil der Lebendspende ist, dass man sie schon vor Beginn der Dialyse machen darf.

© picsfive / stock.adobe.com

Interview zu Lebendnierenspenden

Beratungsfall Organspende: Warum Hausärzte hier besonders gefragt sind