Kleine künstliche Lunge übernimmt Gasaustausch bis zur Organspende

NEU-ISENBURG (ikr). Ähnlich wie Herzkranke die Zeit bis zur Transplantation mit einem Kunstherz überbrücken können, gelingt dies Lungenkranken offenbar mit einer künstlichen Lunge: Eine 38 Jahre alte Patientin mit schwerer pulmonaler Hypertonie und Lungenversagen hat jetzt nach etwa zwei Monaten mit einer künstlichen Lunge eine Spenderlunge erhalten.

Veröffentlicht:

"Wir verwenden die Methode bereits seit Längerem zur Unterstützung der klassischen mechanischen Beatmung, aber jetzt haben wir es erstmals gewagt, die künstliche Lunge alternativ zur Herz-Lungen-Maschine einzusetzen, und zwar mit Erfolg", sagte Professor Christof Schmid vom Klinikum Regensburg zur "Ärzte Zeitung". Die Patientin, die mit der künstlichen Lunge versorgt wurde, hatte eine schwere pulmonale Hypertonie. Schmid: "Wir haben das Druckgefälle zwischen dem Hochdruck in der Lungenschlagader und den das Blut mit niedrigem Druck dem Herzen zuführenden Lungenvenen genutzt." Dieses Druckgefälle treibt das Blut extrapulmonal durch einen Oxygenator und übernimmt den Sauerstoff-Kohlendioxid-Austausch ohne zusätzliche Pumpe. Die künstliche Lunge wurde an der Lungenschlagader und am linken Vorhof der Patientin angeschlossen.

Pro Minute pumpte das Herz zwischen drei und vier Liter Blut durch den Oxygenator. Die Blutwerte, die Herz- und Leberfunktion der Patientin hatten sich komplett erholt, und auch andere Organfunktionen hatten sich so stark gebessert, dass die Frau auf eine Warteliste für eine Lungentransplantation aufgenommen werden konnte. Vorige Woche erhielt sie eine Spenderlunge.

Auch herkömmliche Herz-Lungen-Maschinen könnten rein theoretisch die Lungenfunktion dauerhaft komplett ersetzen, so Schmid. Nach wenigen Tagen würden aufgrund der hohen mechanischen Belastung jedoch Blutzellen und Gerinnungsfaktoren zerstört. Mit dem neuen an der Universität Regensburg entwickelten System passiert dies nicht.

Infrage kommt die künstliche Lunge derzeit ausschließlich für Patienten mit primärer pulmonaler Hypertonie und Patienten mit Lungenfibrose, die eine pulmonale Hypertonie haben. Das sind nach Einschätzung von Schmid etwa ein Drittel der Patienten, die eine Lungentransplantation benötigen. Insgesamt kämen in Deutschland pro Jahr mindestens 50 Patienten für eine solche Behandlung infrage.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Kein Mythos, aber Relevanz unklar

Wird die virale Sepsis zu schnell diagnostiziert?

Gute zelluläre und humorale Immunogenität

RSV-Impfung wirkt offenbar auch bei Immunsupprimierten

Review mit Metaanalyse

Invasive Pneumokokken-Infektionen: Wer besonders gefährdet ist

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Viele Diabetes-Patienten haben eine begleitende Depression, die wiederum die Prognose des Diabetes verschlechtern kann. Patienten mit Diabetes auf Depressionen zu screenen und gegebenenfalls zu therapieren, kann diesen Teufelskreis durchbrechen. (Symbolbild)

© AlexanderNovikov / stock.adobe.com

Eine gefährliche Kombination

Diabetes und Depressionen gehen oft Hand in Hand

Zu den häufigsten Folgeerkrankungen eines Diabetes gehören Neuropathien.

© Prasanth / stock.adobe.com

Nervenschädigungen

So diagnostizieren Sie die diabetische Neuropathie

Konzeptuelle Darstellung eines Viruspartikel, dieser besteht aus einem Kern aus Nukleinsäure (DNA oder RNA), der von einer Proteinhülle umgeben ist.

© ktsdesign / stock.adobe.com

Kein Mythos, aber Relevanz unklar

Wird die virale Sepsis zu schnell diagnostiziert?