Kombinationstherapie verringert Resistenzen von Hepatitis-B-Viren

HANNOVER (otc). Für Patienten mit Hepatitis B stehe "ein ganzer Blumenstrauß von Substanzen" zur Verfügung, so Privatdozent Thomas Berg von der Charité in Berlin. Hierzu zählen Peg-Interferon-a (PEG-IFN-a), die Nukleosid-Analoga Lamivudin und Entecavir sowie das Nukleotid-Analogon Adefovir. Ein Problem seien jedoch Resistenzen.

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Inwiefern ist eine "Add on"-Therapie in der Lage, Resistenzen zu verhindern? Darüber wurde auf der diesjährigen 61. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) in Hannover diskutiert.

Bei der "Add-on"-Methode werde, wenn gegen den Wirkstoff Lamivudin Resistenzen auftreten, möglichst frühzeitig Adefovir zur laufenden Lamivudin-Therapie hinzugegeben. Das berichtete Privatdozent Jörg Petersen vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf auf einem vom Unternehmen Gilead unterstützten Satelliten-Symposium.

Die Gefahr für Resistenzen ist generell hoch

Für dieses Vorgehen sprechen unter anderem die Ergebnisse einer prospektiven Studie mit HBeAg-negativen Patienten, bei denen es zu einem Versagen der Lamivudin-Therapie gekommen war. So sprachen nach drei Monaten alle Patienten mit der niedrigeren Viruskonzentration im Blut (HBV-DNA 1000 bis 1 Million Kopien / ml) auf die Kombinationstherapie aus Lamivudin und Adefovir (Hepsera®) an. In der Gruppe mit der höheren Viruskonzentration (HBV-DNA über 1 Million Kopien / ml) waren es dagegen nur 46 Prozent.

Generell sei die Gefahr der Resistenzentwicklung bei einer antiviralen Therapie hoch, berichtete Petersen. Sie liege bei dem am meisten angewandten Nukleosid-Analogon Lamivudin nach dem ersten Behandlungsjahr bei 24 Prozent. Nach sechs bis acht Jahren betrage sie bereits 80 Prozent. Bei Adefovir dagegen werden im ersten Jahr keine Resistenzen beobachtet, nach fünfjähriger Therapie sind es lediglich 29 Prozent.

Mit großer Wahrscheinlichkeit entwickeln diejenigen Patienten eine Resistenz, bei denen sich die Menge der HBV-DNA nicht absenken läßt. Und vor allem bei einer sequentiellen Monotherapie sei das Risiko groß, daß es zu Resistenzen kommt.

Resistenzen sind eine Folge der häufigen Genmutationen

Petersen erläuterte, auf welche Weise Resistenzen entstehen. Zum einen ist bei Hepatitis-B-Viren jenes Enzym, das bei der Vermehrung die DNA abliest (Polymerase), sehr fehleranfällig. Dadurch kommt es zu immer neuen Mutationen, darunter auch solchen, die mit Resistenz einhergehen. Diese Viren befinden sich im Vergleich zu anderen im Vorteil und können sich durchsetzen.

Eine ähnliche Auswirkung hat auch die enorm hohe Vermehrungsrate von HBV im menschlichen Körper. Das hat zur Folge, daß jeden Tag etwa 10 Milliarden bis 1 Billion Viruskopien gebildet werden, so Petersen. Hierbei kommt es jeden Tag ebenfalls zu vielen singulären Genommutationen.



STICHWORT

Hepatitis B

Eine Hepatitis-B-Infektion heilt bei 90 Prozent der Erkrankten innerhalb von sechs Monaten aus. Bei knapp zehn Prozent der Infizierten jedoch verläuft sie chronisch. Weltweit haben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO ungefähr zwei Milliarden Menschen eine Hepatitis-B-Infektion durchgemacht, bei etwa 300 bis 420 Millionen ist sie chronisch geworden.

In Deutschland sind bei ungefähr sieben Prozent der Bevölkerung Antikörper gegen das HBc-Antigen als Merkmal einer abgelaufenen Infektion im Blut nachweisbar. Etwa 0,6 Prozent haben eine chronische Hepatitis-B-Infektion. (eb)

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