Kommissar DNA wird immer beliebter

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Mit Vehemenz verlangen die Polizeigewerkschaften, den Gen-Test zum Standardmittel der Ermittlungsarbeit zu machen. Was bislang nur auf freiwilliger Basis oder auf richterliche Anordnung bei einem kleinen Teil der Straftäter möglich ist, könnte bald schon beim bloßen Verdacht auf eine Straftat zum Polizei-Alltag gehören.

Ein Blick auf die beiden beim Bundeskriminalamt in Wiesbaden getrennt voneinander geführten Dateien zeigt die derzeit noch sehr unterschiedlichen Dimensionen: Mit 3,2 Millionen Blättern enthält die Print-Datenbank AFIS annähernd zehn Mal so viele Spuren wie die 1998 eingerichtete Gen-Datenbank.

Datenbank enthält DNA von fast 300 000 Menschen

In der stetig wachsenden Datensammlung sind die DNA-Vergleichsmuster von derzeit fast 300 000 Menschen und 58 200 Tatortspuren abgelegt. "Wenn es eine gesetzliche Grundlage gäbe, würden wir sicher schnell Mittel und Wege finden, die EDV auszubauen", sagt BKA-Sprecher Dirk Büchner. Sein neuer Chef, BKA-Präsident Jörg Ziercke, hatte jüngst von "überzeugenden Ergebnissen" gesprochen, weil annähernd jede vierte in das System eingegebene Gen-Spur zum Verursacher und damit zum mutmaßlichen Täter führt - Tendenz steigend.

Gespeichert wird ein kleiner Ausschnitt der Erbinformation, wie sie etwa in Körperflüssigkeiten, Hautschuppen oder Haaren zu finden sind. Wegen der immer weiter verfeinerter Analysemethoden wird es für Straftäter immer schwieriger, einen Tatort ohne Spuren zu hinterlassen.

13 703 Straftaten mit Hilfe der Gen-Datei aufgeklärt

19 225 Treffer habe die Gen-Datei bis zum 31. März dieses Jahres geliefert, womit 13 703 Straftaten aufgeklärt werden konnten, berichtet das BKA. Die übrigen Treffer brachten immerhin Übereinstimmungen bei Spuren aus verschiedenen Taten, so daß die Ermittlungen zusammengeführt werden konnten. Am häufigsten werden mit den Gen-Spuren Einbrüche aufgeklärt, aber auch 722 Sexualverbrechen und 271 Tötungen stehen auf der Erfolgsliste.

Immer wieder ist es mit Hilfe der Gen-Datei gelungen, weit zurück liegende Verbrechen zu klären. So wurde in Kassel im Juli 2000 ein Häftling überführt, 18 Jahre zuvor in der Wetterau zwei Frauen vergewaltigt zu haben.

Erstaunlich sind auch die Erfolge der Polizei mit freiwilligen Gentest-Reihen: Erst vor kurzem wurde in Wehr der mutmaßliche Mörder einer Verkäuferin entdeckt, nachdem er wie etwa 1500 andere Männer eine Speichelprobe abgegeben hatte. Der bekannteste Fall stammt aus dem April 1998, als im Raum Weser-Ems etwa 18 000 Männer ihre Proben abgaben. Die Spur Nummer 3889 führt zu Ronny Rieken, dem Mörder der elf Jahre alten Christina Nytsch aus Strücklingen. (dpa)

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