Befragung

Krebspatienten sehen Gentests meist unkritisch

Krebspatienten bewerten Gentests überwiegend positiv. Viele sind sogar bereit, die Informationen über Teile ihres Genoms für Forschungszwecke zur Verfügung zu stellen. Über Datenschutz machen sich die meisten keine Sorgen.

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Fast zwei Drittel der Patienten sind überzeugt, dass die Ergebnisse von Gentests das Behandlungsergebnis verbessern können.

Fast zwei Drittel der Patienten sind überzeugt, dass die Ergebnisse von Gentests das Behandlungsergebnis verbessern können.

© Andrea Danti / fotolia.com

Toronto. Schon lange wird versucht, eine Krebstherapie an der genetischen Konstitution des Tumors auszurichten und dadurch zu optimieren.

Aufgrund der Erfolge in der molekulargenetischen Krebsforschung steigt die Zahl der Arzneien, die erst nach einem genetischen Test angewendet werden sollen, um das beste individuelle Therapieergebnis zu erzielen. Schon lange richten Onkologen zum Beispiel die Brustkrebstherapie am Her2/neu- und Hormonrezeptorstatus aus.

Bisher gibt es aus Studien noch wenig Informationen darüber, wie gut Krebspatienten über diese Zusammenhänge Bescheid wissen. Deshalb haben Onkologen um Dr. Phillip S. Blanchette vom Princess Margaret Cancer Center in Toronto an ihrem Zentrum eine strukturierte Befragung von Patienten mit soliden Tumoren gemacht (Cancer 2014; online 24. Juni).

Von den 148 Patienten, die zur Teilnahme eingeladen waren, beantworteten 98 Patienten die mehr als 40 Fragen. Bei diesen ging es in vier Kategorien unter anderem um das genetische Wissen der Patienten sowie um die Erwartungen, die sie an Gentests stellen.

Patienten sind meist gut informiert

Da die meisten Patienten eine gute Ausbildung hatten, 36 Prozent sogar einen Universitätsabschluss, verwundert es nicht, dass die meisten Wissensfragen korrekt beantwortet wurden. Auffallend war allerdings, dass nur 21 Prozent der Teilnehmer die Frage, ob vererbte Krebsformen weit verbreitet seien, korrekt mit "nein" beantworteten.

Mit nur 18 Prozent beantworteten noch weniger Patienten die Frage richtig - also mit "nein" -, ob die meisten Krebsformen durch Mutation in einem einzigen Gen hervorgerufen werden.

Aus den Ergebnissen der Befragung kristallisierte sich auch heraus, aus welchen Gründen Krebspatienten sich für die Teilnahme an genetischen Tests entscheiden würden. Mit einem Anteil von 70 Prozent gaben die meisten Patienten an, dass die Testergebnisse das Potenzial hätten, die Richtschnur für die beste Wahl der Therapie zu sein.

Viele - nämlich jeder Dritte - gaben allerdings auch an, dass sie sich gegen einen Gentest entscheiden würden, wenn dazu eine Biopsie erforderlich wäre, da diese ein erhöhtes Risiko für Komplikationen in sich berge.

Datenschutz für viele kein Hindernis

Das heißt aber auch, dass mit 66 Prozent die meisten auch mehrfache Feinnadelbiopsien befürworteten, wenn diese für einen Gentest erforderlich wären. Nur für drei Prozent der Befragten sind Datenschutzaspekte Anlass, sich gegen einen krebsspezifischen Gentest zu entscheiden.

Drei Viertel der Krebspatienten gaben an, dass sie mehr über Nutzen und Risiken von Gentests erfahren wollen. 64 Prozent sind zudem davon überzeugt, dass die Ergebnisse von Gentests das Behandlungsergebnis verbessern können.

Die zufällige Entdeckung von genetischen Veränderungen beim Testen sehen die meisten Patienten offenbar recht gelassen, denn immerhin 87 Prozent der Befragten wollen darüber informiert werden, wenn es sich dabei um die Vererbung eines erhöhten Risikos für andere Krebserkrankungen handelt.

Und immer noch 79 Prozent möchten das zufällige Testergebnis wissen, wenn es um ein erhöhtes Risiko für andere Erkrankungen als Krebserkrankungen geht.

Wie aufgeschlossen die Patienten gegenüber der Krebsforschung sind, das verdeutlicht die Antwort auf eine Frage zu Biobanken. Die kanadischen Onkologen wollten nämlich wissen, ob sie bereit wären, ihre Testergebnisse in Biobanken für die Forschung einfließen zu lassen. Mehr als 90 Prozent beantworteten diese Frage mit "ja".

Auch wenn viele Antworten auf Wissensfragen von vielen Patienten korrekt beantwortet waren, halten Blanchette und seine Kollegen mehr Anstrengungen bei der Faktenvermittlung für erforderlich, sei es in schriftlicher Form, per Video oder mithilfe des Internets.

Die Onkologen entwickeln derzeit an der Klinik eine videobasierte Fortbildung für Krebspatienten. (ple)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Kommentar: Keine Scheu vor Gentests

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