Kritischer Blick auf neue Op-Methode

BERLIN (gvg). Äußere Narben sieht man, innere nicht. Für einige Patienten Grund genug, sich durch natürliche Körperöffnungen hindurch operieren zu lassen. Doch Abdominalchirurgen sind von der Sicherheit solcher Eingriffe noch nicht völlig überzeugt.

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Beim minimalinvasiven Operieren durch Körperöffnungen (NOTES-Verfahren) werden Mund, Anus oder bei Frauen die Vagina genutzt, um zu den Bauchorganen zu gelangen. Allerdings sei offen, was im Bauchraum passiere und ob zum Beispiel Verwachsungen häufiger sind als bei herkömmlichen minimalinvasiven Eingriffen, so Professor Helmut Messmann vom Klinikum Augsburg. Auch Fragen zu Infekten stellten sich, wenn etwa durch die Magenwand hindurch oder durch Anus und Kolon operiert werde, sagte Messmann auf einer Tagung der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten in Berlin.

Verfahren meist bei Gallen-Op angewandt

"Bei NOTES stellt sich die Frage, ob es ein Gewinn ist, ein gesundes Organ zu verletzen, um an der Hautoberfläche weniger Narben zu haben", gab auch Professor Heinz Buhr von der Charité Berlin zu bedenken. Die NOTES-Welle führe aber in jedem Fall dazu, dass vermehrt neue Instrumente entwickelt würden, von denen auch Chirurgen bei herkömmlichen minimalinvasiven oder endoskopischen Eingriffen profitieren.

Um zu verhindern, dass sich das Verfahren in Deutschland unkontrolliert verbreitet, wurde vor einem Jahr das deutsche NOTES-Register gestartet, an dem sich Chirurgen freiwillig beteiligen können. Bisherige Daten zeigen, dass NOTES in Deutschland vor allem zur Entfernung der Gallenblase bei Frauen eingesetzt wird. 180 derartige Eingriffe wurden dem Register gemeldet. Gewählt wird dabei meist ein Hybridverfahren. Dabei operieren die Ärzte zwar transvaginal, machen aber einen zusätzlichen Schnitt am Nabel für ein Trokar. Für die Patientin bedeutet das einen statt drei äußere Hautschnitte. Außer Gallenblasen-Ops wurden bisher 15 transvaginale Appendektomien sowie eine Teilresektion des Kolons in NOTES-Technik gemeldet.

Klar ist, dass viel davon abhängt, wie sehr das neue Verfahren nachfragt wird. "Es gibt sehr viele Menschen, für die Narben am Bauch ein Riesenproblem darstellen. Das können wir nicht einfach ignorieren", so Professor Joachim Müller von der Charité Berlin. Falsch wäre es allerdings, wenn man jetzt NOTES als das neue Nonplusultra der minimalinvasiven Chirurgie darstellen würde.

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