Lebensmittelallergie: IgG-Test weiterhin nicht anerkannt

Wird das Essen nicht vertragen, helfen in-vitro-Tests auf spezifisches IgG nicht weiter. Sie sind weiterhin nicht anerkannt als Nachweis einer Nahrungsmittelallergie.

Veröffentlicht:
Nahrungsmittelallergien auf Eier, Milch oder Käse durch IgG-Tests nachzuweisen, ist weiterhin nicht anerkannt.

Nahrungsmittelallergien auf Eier, Milch oder Käse durch IgG-Tests nachzuweisen, ist weiterhin nicht anerkannt.

© matka_Wariatka / shutterstock

TORONTO (ple). Viele Menschen in Deutschland - geschätzt wird etwa 20 bis 30 Prozent der Erwachsenen - glauben, sie oder ihre Kinder vertrügen manche Nahrungsmittel nicht.

Sie setzen auf die Ergebnisse von IgG- oder IgG4-Tests und richten ihre Ernährung danach aus.

Doch diese Tests sind in der Diagnostik von Nahrungsmittelallergien nicht anerkannt.

Vielen Patienten, die Nahrungsmittel wie Eier oder Milch nicht vertragen, ist der Unterschied zwischen Nahrungsmittelallergie, -intoleranz und -überempfindlichkeit nicht geläufig.

Und da sie mit der herkömmlichen Medizin unzufrieden sind und positive Erwartungen an Naturheilmethoden, Ganzheitsverfahren und fremde Medizinkonzepte haben, setzen sie unter anderem auf die Ergebnisse von IgG- oder IgG4-Tests.

Protagonisten solcher Tests verknüpfen das Testergebnis mit der Empfehlung, jene Nahrungsmittel strikt oder zumindest zeitlich zu meiden, bei denen die stärkste Bindung von IgG gemessen wurde.

IgG für die Diagnostik von Nahrungsmittelallergien nicht anerkannt

Die Pädiaterin Dr. Elana Lavine von der Humber River Regional Klinik in Toronto, Ontario, erinnert jetzt daran, dass solche Tests auf nahrungsmittelspezifisches IgG für die Diagnostik von Nahrungsmittelallergien von den US-amerikanischen und europäischen Allergie- und Immunologie-Gesellschaften nicht anerkannt sind (CMAJ 2012. DOI: 10.1503/cmaj.110026).

So steht es auch in der aktuellen deutschen S1-Leitlinie. In dieser bis 2014 gültigen Leitlinie heißt es: "IgG4-Antikörper gegen Nahrungsmittel sind nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht als Indikator für krank machende Vorgänge misszuverstehen, sondern Ausdruck der natürlichen (physiologischen) Immunantwort des Menschen nach wiederholtem Kontakt mit Nahrungsmittelbestandteilen."

Und: "Daher ist der allergenspezifische Nachweis von IgG- oder IgG4-Antikörpern gegen Nahrungsmittel zur Abklärung und Diagnostik von Nahrungsmittelunverträglichkeiten ungeeignet und strikt abzulehnen."

 Damit unterstützen die deutschen Allergiegesellschaften wie auch die American Academy of Allergy, Asthma & Immunology das Positionspapier der European Academy of Allergy and Clinical Immunology von 2008. Bereits 2010 hat eine placebokontrollierte Studie belegt, dass weder nahrungsmittelspezifisches Gesamt-IgG noch IgG4 mit einer Nahrungsmittelallergie korrelieren.

Die Leitlinie "Keine Empfehlung für IgG- und IgG4-Bestimmungen gegen Nahrungsmittel": http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/061-028.html

Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Wie Zink das Immunsystem stärken kann

© Tondone | AdobeStock

Risikogruppen schützen

Wie Zink das Immunsystem stärken kann

Anzeige | Wörwag Pharma GmbH & CO KG
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Abb. 1: Phenylketonurie – Phenylalanin-Zielwerte und Monitoring während der Lebensphasen

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [2, 3]

Enzymersatztherapie der Phenylketonurie

Pegvaliase: anhaltendes Ansprechen, flexiblere Ernährung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: BioMarin Deutschland GmbH, Kronberg am Taunus
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Lungensurfactant

Warum Seufzen der Atmung gut tut

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung