Legaler Cannabisbezug aus der Apotheke erstmals möglich

BREMEN (cben). Erstmals darf eine schwerkranke Patientin legal natürliches Cannabis zur Behandlung ihrer Multiplen Sklerose für ein Jahr aus der Apotheke beziehen. Das hat die Bundesopiumstelle im Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfARM) per Ausnahmeregelung genehmigt.

Veröffentlicht:

Voraussetzung ist, dass der behandelnde Arzt den Cannabis-Extrakt verordnet und dosiert, sowie die Patientin kontinuierlich betreut, hieß es. Der Extrakt darf nur von einer Apotheke verkauft werden und die Kosten werden nicht von der Kasse übernommen, sagte Franjo Grothenhermen von der International Association for Cannabis as Medicine (IACM) zur "Ärzte Zeitung".

Bisher war lediglich der synthetisch hergestellte und damit teure Cannabis-Wirkstoff Dronabinol (465 Euro für 500 Milligramm) per Betäubungsmittel-Rezept verfügbar oder das noch teurere Cannabis-Präparat Marinol (fast 1700 Euro für 600 Milligramm). Beide sind nach dem Arzneimittelgesetz in Deutschland nicht zugelassen.

"Was allerdings der Extrakt kosten wird, ist unklar", sagte Grothenhermen, "er wird wohl deutlich unter den Kosten für Dronabinol liegen." Zudem müsse die Patientin nur selten Cannabis einnehmen und die Frau spare deshalb. "Allerdings muss sie auch die Antragsgebühren der Apotheke und ihre eigenen in Höhe von 104 Euro selber zahlen", so Grothenhermen.

Dass der Cannabis-Extrakt nun bald als Medikament zugelassen wird, bezweifelt indessen Ursula Sellerberg von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). "Für die Zulassung brauchen wir Studien etwa über die Nebenwirkungen. Und wie bei allen pflanzlichen Präparaten sind die Hersteller zurückhaltend, weil sie etwa Cannabis nicht patentieren können, um mit einem entsprechenden Präparat die Studienkosten wieder hereinzuholen", sagt Sellerberg.

Grothenhermen ist optimistischer: "Zum Beispiel das Cannabis-Präparat Sativex ist seit 2005 in Kanada zugelassen. In Europa liegen Zulassungsanträge für Spanien, Dänemark, Holland und England vor."

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Rauchfreies Europa?

Rauchstopp: EU hat neben Tabak auch Nikotin im Blick

Das könnte Sie auch interessieren
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

© brizmaker | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Depressionsscreening

Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

© Oleh / stock.adobe.com

Zielgerichtete Interleukin-23p19-Inhibition

Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg v.d.H.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Auswertung über Onlinetool

Vorhaltepauschale: So viele Kriterien erfüllen Praxen laut Honorarvorschau

An Embolie und Dissektion denken!

Junge Frauen mit Herzinfarkt: Oft ist es keine Atherosklerose

EU-Bericht

Schwere Listerieninfektionen nehmen in Europa zu

Lesetipps
Ein Arzt als Comicfigur zeigt mit der rechten Hand den Weg hinaus.

© JPbodyparts / stock.adobe.com

Welchen Spielraum es gibt

Patienten rechtssicher ablehnen: So geht’s