Liften und Straffen - bei Schönheits-Ops holen Männer auf

Frisch und hübsch strahlen sie uns an, die Models auf den Illustrierten. Und das liegt nicht nur an der gekonnten Bearbeitung mit dem Computer, sondern auch daran, daß die meisten dieser Frauen und Männer noch keine 30 sind. Denn mit dem Alter läßt die Festigkeit des Bindegewebes nach und die Haut folgt der Schwerkraft nach unten. Den einen stören diese Zeichen der eigenen Vergänglichkeit nicht besonders. Beim anderen wiederum löst der Blick in den Spiegel täglich ein Gemütstief aus.

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Swanett Koops

Schönheitsoperationen sind zwar längst nicht mehr unbedingt nur ein Thema des Alters. Doch immer noch häufig sind es die physiologischen Vorgänge des Alterns, die Menschen ab 50 in die Praxis eines Schönheitschirurgen führen.

Lidstraffung wird zunehmend von Männern in Anspruch genommen

Ganz oben auf der Liste der häufigen Eingriffe bei älteren Menschen steht die Korrektur der herabhängenden Augenlider. "Die Menschen sehen müde und abgeschafft aus, haben Tränensäcke, und die Lidkante ist verhangen", beschreibt Professor Albert K. Hofmann, Schönheitschirurg und Leiter der Klinik Rosengasse in Ulm, die Probleme der Patienten.

Drei- bis fünfmal pro Woche greift Hofmann aufgrund hängender Augenlieder in seiner Klinik zum Skalpell. Frauen machen hier immer noch den größten Teil aus, aber die Männer ziehen nach: 20 Prozent der Patienten mit Lidstraffung sind in Hofmanns Klinik inzwischen Männer.

Rettungsringe in der Taille werden durch Fettabsaugen beseitigt

Ebenso häufig wie die Lidstraffung ist nach Hofmanns Angaben im Alter das Fettabsaugen. Denn es gibt altersbedingte Problemzonen am Körper, an denen sich die Fettzellen weder durch Diät noch durch Sport beseitigen lassen.

Gerade bei Männern um die 50 Jahre bildet sich so zum Beispiel der typische Rettungsring in der Taille - und das auch bei durchaus sportlichen und athletischen Männern, wie Hofmann im Gespräch mit "Forschung und Praxis" berichtet. "Dies ist etwas, was viele Menschen, die körperbetont sind, stört und die deshalb dieses Fett absaugen lassen".

Das Risiko bei diesem Eingriff sei dank der schonenden Narkose - die Patienten erhalten meist nur eine ganz leichte Narkose, bei der sie nicht intubiert werden müssen - extrem gering.

Es ist auch möglich, die Fettabsaugung in lokaler Betäubung vorzunehmen, was nach Hofmanns Angaben aber nicht unbedingt von Vorteil ist: "Für die Patienten ist es mitunter angenehmer und sogar sicherer, eine gut überwachte Narkose zu erhalten, statt dem psychischen Streß durch den Eingriff ausgesetzt zu sein."

Wichtiges Ziel beim Facelifting ist ein natürliches Aussehen

Typisch für Schönheitsoperationen bei Menschen über 50 ist außerdem die Hautstraffung, und dies besonders bei Frauen. "Bei jungen Menschen bildet sich das Gewebe nach einer Dehnung zurück. Im Alter geht diese Fähigkeit verloren", beschreibt Hofmann dieses alterstypische Problem. So lassen sich Frauen Bauch, Brust aber auch das Gesicht vom Chirurgen straffen.

Allerdings hat es gerade im Gesicht in der letzten Zeit eine Trendwende gegeben, wie Hofmann berichtet: Das klassische Facelifting wird immer mehr durch sanftere und gezielte Behandlungen ersetzt.

So lassen sich zum Beispiel die Zornesfalten gut durch eine Einspritzung mit Botulinumtoxin (etwa Botox®, Dysport®) mildern, Nasolabialfalten werden durch eine Unterspritzung mit Eigenfett oder Hyaluronsäure (etwa Restylane®) aufgepolstert.

"Die Hälfte der Frauen, denen ich früher zum Facelifting geraten habe, behandele ich heute mit diesen schonenden Alternativen", berichtet Hofmann.

Denn wichtiges Ziel bei der Faltenglättung ist ein natürliches Aussehen, dem man den Eingriff am besten gar nicht ansieht. Wenn jedoch die Haut zu stark an Spannkraft verloren hat "und das ganze Gesicht nach unten gerutscht ist", ist das Facelifting allerdings doch die richtige Methode. Doch auch diese Methode hat ihre Grenzen, wie Hofmann betont: "Durch das Anspannen der Haut macht man ein Gesicht nicht jünger."

Möglich ist viel, doch was ist vertretbar?

Hofmann sieht sich hier als eine Art Erfüllungsgehilfe für diejenigen Menschen, die unter ihrem Äußeren leiden und denen er mit Rat, Tat und Erfahrung zur Seite steht: "Man darf den Menschen keinen Makel implizieren, den man dann zur eigenen Bereicherung wieder beseitigt", betont der Chirurg.

Deshalb begrüßt er den Beschluß, nach dem in der Branche nicht mehr mit Vorher- und Nachher-Bildern geworben werden darf. Es gehe darum, daß die Patienten hinterher glücklich sind, "und warum soll ich ihnen dabei nicht helfen?"

Deshalb gibt es auch für Hofmann keine Altersgrenze nach oben. Sein ältester Patient ist 83 Jahre alt und hat sich in seine Nachbarin verliebt. Hofmann hat beim ihm ein wenig die Lider gestrafft und einige Falten im Gesicht mit Eigenfett behandelt - "und nun klappt es auch mit der Nachbarin!"

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