Lungenherde: Nicht immer sind es Keime

Lungenherde bei Lymphomen sind nicht immer auf Infektionen zurückzuführen. Sprechen Patienten nicht auf eine Antibiose an, ist daher eine rasche bronchoskopische Abklärung sinnvoll.

Von Adela Žatecky Veröffentlicht:
Lungenveränderungen bei Lymphomkranken können auch auf Zytostatikareaktionen beruhen. © Grzegorz Kwolek / fotolia.com

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HANNOVER. Bronchopulmonale Veränderungen finden sich im Laufe der Krankheitsgeschichte bei 40 bis 60 Prozent der Patienten mit malignen hämatologischen Erkrankungen. Das hat Privatdozent Jens Schreiber von der Universitätsklinik Magdeburg beim 51. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie (DGP) berichtet. Wenn es sich auch häufig um Infektionen handelt, so gibt es doch auch weitere und wegen ihrer Häufigkeit wichtige Differenzialdiagnosen.

In einer eigenen retrospektiven Analyse wurden an der pneumologischen Klinik in Magdeburg die Befunde von insgesamt 250 Patienten, die aus der hämatologischen Abteilung wegen bronchopulmonaler Veränderungen zur bronchoskopischen Diagnostik überwiesen worden waren, ausgewertet.

Medikamenteneffekte sind nicht zu unterschätzen

Bei 59 Prozent der Untersuchten war eine Infektion die Ursache der bronchopulmonalen Auffälligkeiten. Die zweitgrößte Gruppe bildeten mit 19 Prozent die Patienten mit Medikamenten-induzierten Lungenveränderungen. Dies ist, wie Schreiber betonte, eine wichtige Botschaft: In der Differenzialdiagnostik sollte man unbedingt auch an die Möglichkeit von pneumotoxischen Zytostatika-Reaktionen denken. Bei weiteren 14 Prozent wurden Lungenmanifestationen der hämatologischen Grunderkrankung und bei acht Prozent eine von der hämatologischen Diagnose unabhängige Zweiterkrankung diagnostiziert.

Bei den Lungenmanifestationen handelt es sich oft um den pulmonalen Befall von disseminierten Non-Hodgkin-Lymphomen - hier kommt es bei etwa der Hälfte der Patienten irgendwann im Verlauf auch zum Lungenbefall, wie Schreiber berichtete. Primär-pulmonale Non-Hodgkin-Lymphome sind dagegen sehr selten und machen weniger als ein Prozent aller pulmonalen Malignome aus. Morbus Hodgkin entwickelt nur bei etwa 12 Prozent der Betroffenen eine pulmonale Manifestation.

Bessere Prognose, geringe Komplikationsrate

Trotz dieser wichtigen Differenzialdiagnosen wird in der Praxis oft viel zu lange an der Diagnose einer Infektion festgehalten, wie Schreiber in Hannover bemängelte: "Oft wird ein Antibiotikaschema nach dem anderen versucht, und die Patienten werden gelegentlich erst dann dem Pneumologen vorgestellt, wenn sie bereits beatmungspflichtig auf der Intensivstation liegen - und das ist wenig zielführend."

Schreiber plädierte daher für eine frühzeitige bronchoskopische Diagnostik zur Abklärung der möglichen Differenzialdiagnosen. Die Komplikationsrate ist nach seiner Erfahrung auch bei Patienten mit hämatologischen Erkrankungen gering: Bei den 250 Patienten seiner Analyse lag sie bei 2,5 Prozent, mit nur zwei schwerwiegenden und keiner letalen Komplikation. Dagegen gibt es, wie Schreiber betonte, gute Daten, dass eine frühzeitige bronchoskopische Diagnostik die Prognose dieser Patienten verbessert.

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