Prognose

Lungenkrebs holt Brustkrebs ein

Die Krebsmortalität in Europa ist weiterhin rückläufig. Nur die Todesfälle durch Lungenkrebs bei Frauen nehmen unverändert zu - und werden den Brustkrebs bald überholt haben.

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Gift für die Lunge.

Gift für die Lunge.

© Gina Sanders / fotolia.com

MAILAND. Der seit den 1980er-Jahren zu beobachtende Rückgang der Krebsmortalität in Europa wird sich wahrscheinlich auch in diesem Jahr fortsetzen.

Bei den Todesfällen durch Lungenkrebs bei Frauen ist jedoch ein weiterer Anstieg zu erwarten. Eine leichte Zunahme der Sterberate wird auch für das Pankreaskarzinom vorhergesagt.

Die Prognose beruht auf Mortalitäts- und Bevölkerungsdaten der WHO aus den Jahren 1970 bis 2010. Wissenschaftler um Dr. Matteo Malvezzi aus Mailand haben die Zahlen extrapoliert und errechnet, dass im Jahr 2013 in den 27 Mitgliedsstaaten der EU 737.747 Männer und 576.489 Frauen an Krebs sterben werden.

Das sind absolut zwar etwas mehr Krebstote als im Vergleichsjahr 2009 (718.478 Männer und 563.216 Frauen), doch darin spiegelt sich die zunehmende Alterung der Bevölkerung wider (Ann Oncol 2013; 24(3): 792).

Die altersadjustierten Sterberaten liegen dagegen unter denen von 2009: bei Männern mit 140,1 pro 100.000 um sechs Prozent niedriger, bei Frauen mit 85,3 von 100.000 um vier Prozent niedriger.

Für Deutschland wird sogar eine noch etwas geringere Krebssterblichkeit angenommen: 128,5 beziehungsweise 83,4 Todesfälle pro 100.000 Männern beziehungsweise Frauen.

Bei Männern werden die meisten Krebstodesfälle unverändert durch Lungenkrebs verursacht (37,2 Todesfälle pro 100.000). Die Sterberate nimmt aber seit den 1980er-Jahren kontinuierlich ab und geht auch gegenüber 2009 noch einmal um sechs Prozent zurück.

Sinkende Darmkrebsmortalität

Die Plätze zwei und drei in der Mortalität besetzen Karzinome des Kolorektums (16,7 pro 100.000) und der Prostata (10,5 pro 100.000), ebenfalls mit rückläufigen Sterberaten.

Die führende Krebstodesursache bei Frauen ist derzeit noch der Brustkrebs (14,6 pro 100.000), allerdings mit einem Rückgang um sieben Prozent gegenüber 2009.

Einen Anstieg um sieben Prozent hat dagegen der Tod durch Lungenkrebs zu verzeichnen, der mit 13,9 pro 100.000 nur noch knapp hinter dem Brustkrebs bleibt.

"Wenn sich diese Trends so fortsetzen, wird der Lungenkrebs im Jahr 2015 auch bei Frauen die Krebstodesursache Nummer eins sein", prognostizieren Malvezzi et al. Auf Platz drei der Krebstodstatistik von Frauen stehen kolorektale Karzinome mit 9,5 pro 100.000.

Bei beiden Geschlechtern haben Pankreaskarzinome als Todesursache einen leichten Anstieg zu verzeichnen. Mit 8,0 und 5,5 Fällen pro 100.000 sind sie jeweils die am vierthäufigsten zum Tod führende Krebsart. Die Studienautoren vermuten, dass die zunehmende Adipositasprävalenz zu dieser Entwicklung beiträgt.

Weiterhin regressiv ist die Mortalität durch kolorektale Karzinome: 2013 werden EU-weit bei Männern 3,4 und bei Frauen 5,6 Prozent weniger Todesfälle als vor vier Jahren erwartet, in Deutschland sind es sogar 8,0 und 8,7 Prozent weniger (13,6 beziehungsweise 8,5 pro 100.000).

Sowohl therapeutische Fortschritte als auch Screening-Angebote sind nach Einschätzung von Malvezzi et al. für diese Erfolge verantwortlich. (bs)

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