Lymphologie

Lymphödem durch frühe Diagnose und vernetzte Versorgung gut im Griff

Für einen langfristigen Therapieerfolg bei Lymphödem sollte die manuelle Lymphdrainage durch Kompressionstherapie, Bewegungstherapie und Hautpflege ergänzt werden.

Philipp Grätzel von GrätzVon Philipp Grätzel von Grätz Veröffentlicht:

BERLIN. Bei der Versorgung von Patienten mit Lymphödemen sind regionale Versorgungsnetze ein wichtiger Qualitätsfaktor. Sie erleichtern auch die Verordnung der komplexen Entstauungstherapie. Von rund einer Million Patienten mit Lymphödem gehen Experten für Deutschland aus. Viele von ihnen haben jahrelange Odysseen hinter sich, bis die Erkrankung korrekt diagnostiziert wird. Dabei sei die Diagnose gar nicht so schwierig zu stellen, betonte die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Lymphologie Dr. Anya Miller bei einem Expertenworkshop von Springer Medizin in Berlin.

Wichtig sei zunächst der Ausschluss systemischer Ödemursachen, darunter Herzinsuffizienz, Nierenversagen und Lebersynthesestörungen. Danach sollten phlebologische Ursachen einer Ödementwicklung abgeklärt werden, in der Regel per Ultraschall. Liegt beides nicht vor, bleiben in erster Linie Lipödem und Lymphödem als Differenzialdiagnose übrig. Professor Knut Kröger vom HELIOS Klinikum Krefeld betonte in diesem Zusammenhang die Bedeutung des Stemmer-Zeichens.

Dabei wird die Haut über dem Grundgelenk der zweiten Zehe mit Daumen und Zeigefinger angehoben. Gelingt das nicht, spricht das für ein Lymphödem, denn das bezieht die Zehen meist mit ein. Das Lipödem dagegen beschränkt sich in der Regel auf den Bereich oberhalb des Sprunggelenks, und das Phlebödem endet zumindest in frühen Stadien am Fußrücken.

Hohe Adhärenz wichtig

Therapie der Wahl beim Lymphödem ist die komplexe Entstauungstherapie (KPE). Mit ihr kann die Lebensqualität verbessert und das Ödemvolumen reduziert werden (PM&R 2012; 4: 580-601). Ein langfristiger Erfolg stelle sich aber nur ein, wenn die manuelle Lymphdrainage durch Kompressionstherapie, Bewegungstherapie und Hautpflege ergänzt werde, betonte Miller. Auch sei eine hohe Adhärenz des Patienten besonders in Bezug auf Kompression und Hautpflege wichtig.

Erfolgreich umsetzen lasse sich die KPE in erster Linie in regionalen lymphologischen Netzwerken, von denen es deutschlandweit rund 70 gibt. "Ärzte, die Lymphödempatienten versorgen wollen, sollten sich einem Netzwerk anschließen", sagte Professor Gerd Lulay vom Gesundheitszentrum Matthias Spital Rheine bei der vom Medical Data Institute unterstützten Veranstaltung. Die Netzwerke gewährleisteten zum einen Qualitätsstandards bei Physiotherapie und Sanitätshäusern. Zum anderen sei es im Netzwerk einfacher, budgetierte Maßnahmen zu verordnen, ohne deswegen in Schwierigkeiten mit Kassen oder KVen zu kommen.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Sonderbericht

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an