Magenkrebs durch Genmutation - nutzt prophylaktische Op?

MÜNCHEN (sto). In Familien, in denen Magenkrebs gehäuft bei jungen Patienten auftritt und in denen Keimbahnmutationen im E-Cadherin-Gen nachgewiesen werden, muß man davon ausgehen, daß bis zu 80 Prozent an einem Magenkarzinom erkranken werden - oder an einem anderen Tumor. Diskutiert wird deshalb, ob der Magen bei diesen Menschen prophylaktisch vollständig entfernt werden soll.

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Eine endgültige Antwort gibt es allerdings noch nicht. Darauf hat Dr. Holger Vogelsang vom Klinikum rechts der Isar der TU München hingewiesen. Bei Patienten mit positiver Familienanamnese, die bereits in jungen Jahren erkrankt sind, sei jedoch eine vollständige Magen-Entfernung notwendig. Eine subtotale Magenresektion wäre in einem solchen Fall nicht adäquat, so Vogelsang beim Chirurgenkongreß in München.

Anders die Situation bei noch nicht Erkrankten. Hier gibt es nach Angaben von Vogelsang auf der Grundlage von zwei kleinen Beobachtungsstudien unterschiedliche Vorgehensweisen.

In Neuseeland wurde bei Menschen mit einer Mutation im Gen für E-Cadherin, einem Zelladhäsions-Molekül, auf eine prophylaktische Gastrektomie verzichtet und engmaschig kontrolliert. Traten Tumoren auf, die dank der regelmäßigen Früherkennung im T1-Stadium entdeckt werden konnten, wurde der Magen reseziert, wie Vogelsang berichtete.

Von 33 Teilnehmern mit Mutationen wurden innerhalb von fünf Jahren zehn operiert. Da die Penetranz - also die Wahrscheinlichkeit zu erkranken - beim erblichen Magenkarzinom bei Männern etwa 67 Prozent und bei Frauen über 80 Prozent betrage, werde die Zahl der Gastrektomien bei diesen Patienten in den nächsten fünf Jahren vermutlich um weitere zehn steigen.

Ein anderes Konzept wurde in Nordamerika verfolgt, wo in einer kleinen Beobachtungsstudie neun prophylaktische Gastrektomien bei nachgewiesener Keimbahnmutation im E-Cadherin-Gen gemacht wurden. Die Mägen der Operierten waren endoskopisch unauffällig.

In den Operations-Präparaten fanden sich allerdings zwischen einem und 161 Karzinom-Herde, deren Progressionspotential jedoch unklar ist. Die betroffene Mukosa-Oberfläche der entfernten Mägen betrug nur maximal drei Prozent, gab Vogelsang zu bedenken.

Auf längere Sicht gehe das Konzept der prophylaktischen versus aufgeschobene Gastrektomie bis zum T1-Stadium ineinander über, erklärte Vogelsang. Welches Vorgehen das richtige ist, werde sich erst in einigen Jahren zeigen, wenn die Krankheitsverläufe in beiden Gruppen miteinander verglichen werden können.

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