Alzheimer und ALS

Magnetfelder wohl ohne Einfluss

Niederfrequente magnetische Felder scheinen die Krankheitsentwicklung bei Alzheimer und ALS nicht zu beschleunigen, so das Ergebnis einer Studie.

Veröffentlicht:

MAINZ. Die Entstehung altersabhängiger neurodegenerativer Erkrankungen wie der Alzheimer-Krankheit oder der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS) ist weitgehend ungeklärt. Weniger als zehn Prozent der Patienten hätten eine familiäre Vorgeschichte, erinnert die Unimedizin Mainz in einer Mitteilung.

Altersbedingte Veränderungen des Stoffwechsels, eine genetische Prädisposition oder auch Umweltfaktoren würden alsmögliche Risikofaktoren diskutiert.

Tatsächlich haben einige epidemiologische Studien Hinweise geliefert, dass niederfrequente magnetische Felder - die zum Beispiel durch den Wechselstrom (50 Hertz) in Stromleitungen oder die Benützung von elektrischen Geräten erzeugt werden - die Entstehung der Erkrankungen möglicherweise fördern.

Dagegen beschreiben andere, dass die Exposition mit magnetischen Feldern keinen Risikofaktor für die Alzheimer-Krankheit oder die ALS darstellt.

Magnetfelder als Risikofaktor

Aufgrund der unklaren wissenschaftlichen Datenlage gebe die Weltgesundheitsorganisation (WHO) niederfrequente Magnetfelder als einen möglichen Risikofaktor für die Alzheimer-Demenz an, heißt es in der Mitteilung.

Sowohl die Alzheimer-Demenz als auch ALS gehen mit einer fortschreitenden Degeneration und somit einem Funktionsverlust unterschiedlicher Gruppen von Gehirnzellen einher. "Die Fachwelt diskutiert zurzeit intensiv darüber, wie niederfrequente magnetische Felder die Zellfunktion auf molekularer Ebene beeinflussen könnten", wird Dr. Albrecht Clement, vom Institut für Pathobiochemie der Uni Mainz zitiert.

"Nach unserem Wissen gibt es bisher keine Untersuchung, die unter kontrollierten Bedingungen den Langzeiteinfluss dieser Felder auf das Einsetzen der Krankheitssymptome und das Fortschreiten beider Erkrankungen untersucht hat."

Rückschlüsse aus Langzeitstudie

In einem aktuellen, vom Bundesamt für Strahlenschutz geförderten Projekt konnten Wissenschaftler des Instituts für Pathobiochemie um Studienleiter Clement nun erstmals in einer Langzeitstudie zeigen, dass die kontrollierte Exposition mit niederfrequenten Magnetfeldern über einen Zeitraum von bis zu 18 Monaten im Tiermodell die Entstehung und den Krankheitsverlauf der Alzheimer- Demenz und der ALS nicht verändert.

Eine detaillierte Analyse der für die jeweiligen Krankheiten charakteristischen Merkmale habe ergeben, dass sich diese unabhängig von der Exposition mit niederfrequenten Magnetfeldern entwickeln, teilt die Unimedizin Mainz mit.

Dazu zähle im Fall der Alzheimer-Demenz unter anderem das Auftreten von pathologischen Ablagerungen des Amyloid-Beta-Proteins im Gehirn und bei der ALS- Erkrankung das Auftreten von Proteinen, die durch oxidativen Stress geschädigt wurden, im Rückenmark.

Auch die im Krankheitsverlauf auftretende Entzündungsreaktion im Nervensystem habe sich unter Expositionsbedingungen nicht verändert.

Einfluss auf Lernverhalten

Darüber hinaus waren weder das Lernverhalten als Zeichen für das Fortschreiten der Alzheimer-Demenz, noch das Auftreten und die Dauer der ALS-Erkrankung durch die magnetischen Felder beeinflusst (Scientific Reports 2015; online 26. Februar)

"Diese Ergebnisse zeigen, dass die Exposition mit niederfrequenten Magnetfeldern weder krankheitsrelevante molekulare Prozesse noch mögliche, bisher unbekannte Krankheitsmechanismen beeinflusst", sagt Clement.

"Diese Daten stützen damit eher diejenigen epidemiologischen Untersuchungen, die keine schädigenden Wirkungen niederfrequenter magnetischer Felder zeigen."

Gleichwohl sei eine Vielzahl unterschiedlicher Studien nötig, um eine Bewertung niederfrequenter magnetischer Felder hinsichtlich möglicher gesundheitsschädlicher Effekte auf den Menschen vornehmen zu können. (eb)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

© brizmaker | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Depressionsscreening

Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

© Vink Fan / stock.adobe.com

Aktive schubförmige Multiple Sklerose

7-Jahres-Daten belegen günstiges Nutzen-Risiko-Profil von Ofatumumab

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

© Dr_Microbe / stock.adobe.com

Entwicklungen in der Therapie neuromuskulärer Erkrankungen

Neue Ansätze zur Behandlung seltener Krankheitsbilder

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!