Menschen mit Persönlichkeitsstörung sind oft kreativ

Veröffentlicht:

Auffälliges und unsoziales Verhalten geht häufig mit großer Kreativität einher. Das haben US-Psychologen in einer Studie entdeckt, in der sie die Fähigkeit zum kreativen Denken bei psychisch gesunden Probanden und schizotypen Persönlichkeiten untersuchten.

Die schizotypen Teilnehmer, die sich durch merkwürdiges Benehmen und eine ungewöhnliche Sprachwahl auszeichnen, gelangten dabei häufig zu deutlich kreativeren Lösungen als die gesunden Probanden. Ursache dieser gesteigerten Kreativität ist nach Ansicht der Wissenschaftler, daß schizotype Menschen ihre rechte Gehirnhälfte intensiver nutzen als der Durchschnittsmensch.

Über ihre Studie berichten Bradley Folley und Sohee Park von der Vanderbilt-Universität in Nashville in der Fachzeitschrift "Schizophrenia Research" (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1016/j.schres.2005.06.016).

Menschen mit einer schizotypen Persönlichkeitsstörung wirken häufig sehr exzentrisch auf ihre Umgebung: Sie sind unnahbar, humorlos, tragen unangepaßte Kleidung und sind sorgsam darauf bedacht, immer auf Distanz zu bleiben.

Oft sind sie ängstlich und verunsichert, dabei aber gleichzeitig mißtrauisch und reizbar. Trotz dieser Verhaltensweisen leiden die Betroffenen nicht unter klassischen Psychosen oder gar einer echten Schizophrenie, bei der häufig die gesamte Persönlichkeit den Bezug zur Realität verliert.

Bereits früher gab es Hinweise darauf, daß Menschen mit schizotypen Zügen kreativer sind als andere. So waren nach Ansicht von Experten etwa viele für ihre Kreativität berühmte Menschen schizotype Persönlichkeiten, darunter Vincent van Gogh, Albert Einstein oder Isaac Newton.

Um diesen Zusammenhang genauer zu untersuchen, ließen Folley und Park psychisch unauffällige und schizotype Probanden Aufgaben zum kreativen Denken lösen. Dabei sollten sie sich unter anderem alternative Verwendungsmöglichkeiten von Haushaltsgeräten wie Nähgarn, Zahnbürsten oder Eßbesteck ausdenken. Gleichzeitig bestimmten die Psychologen den Blutfluß und damit die Aktivität im Gehirn der Testteilnehmer.

Die schizotypen Probanden schnitten bei den Kreativitätstests deutlich besser ab als die Kontrollgruppe, ergab die Auswertung. Zwar nutzten alle Teilnehmer für die Lösung der gestellten Aufgaben beide Gehirnhälften, doch war die Aktivität der rechten Hemisphäre bei den schizotypen Probanden sehr viel stärker ausgeprägt.

Diese Hirnhälfte ist dafür zuständig, neue Assoziationen zu bilden. Der intensivere Zugriff auf diese Ressourcen könnte demnach erklären, warum die schizotypen Probanden schneller neue Lösungen entwickeln, so die Forscher. Gleichzeitig sei genau diese fehlende Spezialisierung der beiden Hirnhälften in anderen Bereichen von Nachteil für den Betroffenen. (ddp.vwd)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

© brizmaker | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Depressionsscreening

Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

© Oleh / stock.adobe.com

Zielgerichtete Interleukin-23p19-Inhibition

Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg v.d.H.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!