Neuer Reninhemmer hält nicht nur Angiotensin im Zaum

WIESBADEN (ob). Die Hemmung des Renin-Angiotensin-Systems (RAS) hat sich bei verschiedenen kardiovaskulären Erkrankungen als Therapiestrategie bewährt. Möglicherweise lässt sich dieses Konzept aber noch optimieren, hofft Dr. Ralf Dechend aus Berlin. Ein vielversprechender neuer Ansatz sei die direkte Hemmung des Renins.

Veröffentlicht:

Dechend sieht gute Gründe dafür, bei der RAS-Hemmung nicht nur niedrige Angiotensin-Spiegel, sondern auch eine niedrige Plasmareninaktivität (PRA) anzustreben. Angiotensin ist - vermittelt über seine Wirkung am AT1-Rezeptor - an der Schädigung von Herz und Kreislauf wesentlich beteiligt. Aber auch Prorenin und Renin scheinen keine inerten, sondern pathophysiologisch aktive Substanzen zu sein.

US-Forscher kamen schon vor einiger Zeit in einer Studie zu dem Ergebnis, dass eine erhöhte PRA mit einer erhöhten Inzidenz von Herzinfarkten assoziiert war. Nephrologen stellten fest, dass erhöhte Prorenin-Spiegel bei Diabetikern in Bezug zur Entwicklung einer Nephropathie standen, wie Dechend bei einer Pressekonferenz des Unternehmens Novartis berichtet hat.

Vor wenigen Jahren ist erstmals ein Renin-Rezeptor beschrieben worden. Durch Bindung an diesen Rezeptor können Renin und Prorenin direkte schädigende Effekte hervorrufen. Sie sind unabhängig von den indirekten Effekten, die aus der durch Angiotensin vermittelten Aktivierungskette resultieren, erläuterte Dechend.

Sowohl ACE-Hemmer als auch AT1-Rezeptorantagonisten erhöhten über Rückkopplungsmechanismen die PRA. Auch komme es dabei zur Bildung verschiedener Angiotensin-Spaltprodukte. Deren Wirkungen seien im Einzelnen noch unklar. Bei längerfristiger ACE-Hemmung suche sich der Körper zudem alternative Synthesewege, um wieder mehr Angiotensin II bilden zu können.

Bei direkter Reninhemmung mit dem Wirkstoff Aliskiren ließe sich das vermeiden, betonte Dechend. Im Unterschied zu ACE-Hemmern und Sartanen lasse sich damit der Zustand "niedrige Reninaktivität und niedriges Angiotensin" tatsächlich herstellen. Aliskiren blockiere den ersten und wichtigsten - weil geschwindigkeitsbestimmenden - Aktivierungsschritt im RAS. Dadurch ist nach Ansicht Dechends die derzeit bestmögliche Hemmung dieses Systems erreichbar.



STICHWORT

RAS-Hemmung

Renin ist eine Nieren-Protease, die das in der Leber synthetisierte Angiotensinogen in Angiotensin I (Ang I) umwandelt. Ang I wird durch das Angiotensin Converting Enzyme (ACE) in Angiotensin II (Ang II) überführt.

Ang II vermittelt seine vasokonstriktorische Wirkung am AT1-Rezeptor. Die RAS-Aktivierung lässt sich mit ACE-Hemmern, AT1-Rezeptorblockern und neuerdings mit dem direkten Reninhemmer Aliskiren hemmen. (skh)

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Hochrisikoerkrankungen im Visier

Die gängigsten Diagnosefehler in der Notfallambulanz

Lesetipps
Spielfiguren vor einem Holzschild mit der Aufschrift "Generation Z"

© Michael Bihlmayer CHROMORANGE / picture alliance

Report der DAK Gesundheit

Generation Z: Seltener und manchmal anders krank als Kollege Boomer

Ernährungsberaterin berät einen Patienten mit Spondyloarthritis.

© Kittiphan / stock.adobe.com

Diätetische Interventionen

Ernährungstipps für Menschen mit Spondyloarthritis