Nicht die Kicker bereiten Sorgen - eher Politiker und Funktionäre

SAARBRÜCKEN (dpa). Die WM 2006 wird für Professor Wilfried Kindermann noch einmal zu einer großen Herausforderung. Der Sportmediziner an der Uni Saarbrücken ist vom Weltverband FIFA zum Chefmediziner (Chief Medical Officer) berufen worden. Seine Aufgabe besteht darin, in den zwölf WM-Städten und -Stadien beste Voraussetzungen für die medizinische Betreuung von Spielern, Funktionären und Zuschauern zu schaffen.

Veröffentlicht:

Kindermann ist erprobt als oftmaliger Chefarzt deutscher Olympia-Teams und in den 90er Jahren Mannschaftsarzt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. "Daß die FIFA auf mich zukam, ist eine logische Folge", sagt Kindermann.

Erinnerungen hängen an den Wänden seines Wartezimmers in der Saarbrücker Universität: etwa ein Plakat von den Olympischen Spielen in Seoul, Ruder-Weltmeisterschaften und Poster mit verschiedenen deutschen Fußball-Nationalmannschaften - geziert von Unterschriften jener Sportler, die Kindermann schon betreut hat.

Kernspintomographie muß auch in der Nacht möglich sein

Die medizinische Betreuung bei großen Sportereignissen begann für den geborenen Sachsen und Europameister mit der 4-mal-400-Meter-Staffel aus dem Jahr 1962 mit den Olympischen Spielen 1972 in München. Derzeit organisiert er für die WM 2006 die medizinischen Rahmenbedingungen: In den Stadien muß alles stimmen - von der Ausschilderung der Wege bis hin zur Klinik, die sich für Notfälle bereithält. Eine Kernspintomographie muß dort auch in der Nacht möglich sein.

Daß in vielen Stadien aus Medizinersicht noch nicht alles perfekt war, stellten Kindermann und seine Kollegen beim Confederations Cup im Sommer 2005 fest, der als Generalprobe für die WM galt. "Da war etwa ein Fahrstuhl so kurz, daß eine normale Trage nicht hineinpaßte", erinnert sich Kindermann. Inzwischen seien solche Stolpersteine aus dem Weg geräumt, andere organisatorische Aufgaben seien zu erledigen. Kindermann: "Das ist eine Herausforderung und macht Spaß."

Bei der WM wird der Arzt ständig auf Achse sein. "An den Spieltagen sind wir an den Spielorten, um uns zu überzeugen, daß alles stimmt." Die praktische Arbeit als Arzt soll dennoch nicht zu kurz kommen. "Das laß' ich mir nicht nehmen, daß ich selbst Hand anlege", sagt der 65jährige mit einem Schmunzeln.

"Jürgen Klinsmann hat schon hier gesessen und da gelegen"

Noch bis vor ein paar Jahren hat die deutsche Nationalmannschaft ihre Gesundheitschecks in Saarbrücken absolviert. "Jürgen Klinsmann hat schon hier gesessen und da gelegen", sagt Kindermann und zeigt auf seine Untersuchungsräume. Inzwischen reist er mit seinem Team in die Trainingscamps der Mannschaft und untersucht dort die Leistungsfähigkeit von Ballack und Co.

Bei der WM ist erstmals für jeden Fußballer eine intensive Herzuntersuchung Pflicht, um dem plötzlichen Herztod vorzubeugen. Bei den Sportlern sieht Kindermann aber das geringste medizinische Problem - schließlich bringt jedes Team seine Ärzte mit.

Mehr Sorgen und Arbeit bereitet ihm der VIP-Bereich mit Politikern und FIFA-Funktionären, für den er ebenfalls zuständig ist: "Da haben wir medizinisch viel mehr zu tun." Hostessen werden deshalb schon einmal von Kindermann befragt, ob sie wissen, was im Ernstfall bei einem Herzinfarkt zu tun ist.

Mehr zum Thema

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Automatisierte Insulindosierung

Trotz AID-Systemen häufig Hypoglykämien beim Sport

Expertenforum Kindersportkardiologie

Sport für herzkranke Kinder? Darauf gilt es zu achten

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an