Israelische Studie

Nicht mehr Fehlgeburten nach Schmerzmittelanwendung

Gibt es mehr Fehlgeburten bei Schwangeren, die zuvor Schmerzmittel eingenommen haben? Offenbar nicht, wie eine israelische Studie mit NSAR zeigt.

Veröffentlicht:

BEER-SHEVA. Nach einer Therapie mit nicht steroidalen Antirheumatika kommt es einer aktuellen Studie zufolge nicht vermehrt zu Fehlgeburten.

In den vergangenen Jahren sind mehrere Studien dazu veröffentlicht worden, allerdings mit nicht übereinstimmenden Ergebnissen. In zwei Studien wurde ein Zusammenhang zwischen NSAR-Einnahme und erhöhter Fehlgeburtsrate festgestellt, in zwei weiteren war das dagegen nicht der Fall.

Israelische Gesundheitsforscher um Dr. Sharon Daniel vom Soroka Medical Center in Beer-Sheva überprüften deshalb erneut den Zusammenhang auf der Grundlage von Daten der Clalit Health Services, zu denen auch das medizinische Zentrum gehört (CMAJ 2014; online 3. Februar).

Dazu wurden die Informationen elektronischer Datenbanken des Klinikverbundes zur Medikamentenausgabe sowie zu Geburten und Fehlgeburten zusammengeführt. Daten über die jeweilige Therapiedauer fehlen allerdings.

Großteil mit Ibuprofen behandelt

Im Zeitraum zwischen 2003 und 2009 waren 4495 von insgesamt mehr als 66.000 Schwangeren mit NSAR behandelt worden. Dabei begann die Berücksichtigung der Exposition zwei Wochen vor der Konzeption. Im Median nahmen die Schwangeren die Arzneien erstmals zwischen 20 und 35 Tage nach Konzeption ein.

Unterschieden wurde in der Studie zwischen der Behandlung mit den nicht selektiven COX-Hemmern Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen, Indometacin, Etodolac, Lornoxicam und Nabumeton und den selektiven COX-2-Hemmern Celecoxib, Etoricoxib und Rofecoxib.

Mit 98,4 Prozent der Frauen waren die meisten mit den nicht selektiven Analgetika behandelt worden, vor allem mit Ibuprofen. Im Vergleich zu Schwangeren ohne NSAR-Exposition waren die behandelten Frauen älter und eher Raucherinnen. Zudem war der Anteil der Frauen mit Hypothyreose oder chronisch entzündlichen Erkrankungen größer.

Und: Deutlich mehr Schwangere in der Gruppe mit Exposition hatten sich einer künstlichen Befruchtung unterzogen, sie alle hatten einen nicht selektiven COX-Hemmer erhalten. In früheren Studien war dieser Aspekt als mögliche Ursache für eine Fehlgeburt nicht berücksichtigt worden.

Mit Ausnahme von Indometacin, das im Median am Tag 89 der Schwangerschaft erstmals appliziert worden war, konnten die Wissenschaftler kein erhöhtes Risiko für einen Spontanabort nach Anwendung irgendeines NSAR feststellen.

Auch ein Dosiseffekt ließ sich nicht nachweisen. Insgesamt 17 von 137 Schwangeren (12,9 Prozent), die Indometacin eingenommen hatten, hatten eine Fehlgeburt, in der Vergleichsgruppe ohne Exposition waren es 6132 von knapp 61.000 Schwangeren (10 Prozent).

Keine eindeutigen Aussagen zu COX-2-Hemmern

Nach Berücksichtigung unter anderem des Alters, von Erkrankungen wie Hypothyreose und Diabetes sowie der Verwendung von Pessaren errechneten die Wissenschaftler eine Hazard Ratio von 2,82 (95 Prozent-Konfidenzintervall zwischen 1,70 und 4,69), also eine Erhöhung des Fehlgeburtsrisikos um mehr als 180 Prozent.

Dieser Zusammenhang ist wahrscheinlich nicht kausal, wie die Wissenschaftler vermuten. Denn: Oral verabreichtes Indometacin wird als Tokolytikum genutzt. Aufgrund der vorhandenen Daten gehen sie davon aus, dass das Präparat gegen Ende der Schwangerschaft verabreicht worden war, und zwar aus anderen Gründen als zur Schmerzlinderung, vermutlich wegen vorzeitiger Wehentätigkeit.

Keine eindeutigen Aussagen lassen die Studienergebnisse dagegen zur Anwendung selektiver COX-2-Hemmer zu, weil insgesamt nur 71 Schwangere davon betroffen waren. Der Zusammenhang mit der Erhöhung der Fehlgeburtsrate war nach der Multivariatanalyse nicht mehr signifikant. (ple)

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Kanadische Kohortenstudie

Belastende Nichtgelenkschmerzen bei rheumatoider Arthritis

Schnelleres Abschwellen

Fersenkick hilft, Schmerzen am verstauchten Sprunggelenk zu lindern

Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Was zur Prophylaxe wirklich nützt

© bymuratdeniz / Getty Images / iStock

Rezidivierende Harnwegsinfekte

Was zur Prophylaxe wirklich nützt

Kooperation | In Kooperation mit: Dermapharm AG
Fast jede Frau macht die Erfahrung einer Blasenentzündung. Häufigster Erreger ist E. coli.

© Kateryna_Kon / stock.adobe.com

Prophylaxe von Harnwegsinfekten

Langzeit-Antibiose nicht mehr First Line

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Dermapharm AG
Plädoyer für die Immunprophylaxe bei Harnwegsinfekten

Experten-Workshop

Plädoyer für die Immunprophylaxe bei Harnwegsinfekten

Kooperation | In Kooperation mit: Dermapharm AG
Kommentare
Sonderberichte zum Thema

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Abb. 1: Anteil der PMR-Patientinnen und -Patienten mit anhaltender Remission (primärer Endpunkt)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [3]

Erstes steroidsparendes Biologikum bei Polymyalgia rheumatica

Sarilumab schließt eine therapeutische Lücke

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt a. M.
Abb. 1: Veränderung der Krankheitsaktivität, gemessen mittels Simple Disease Activity Index (SDAI) zwischen Baseline und Woche 16

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [3]

Ernährung bei rheumatoider Arthritis

Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke soll Nährstofflücken schließen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Dr. Schär Deutschland GmbH, Ebsdorfergrund
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Geriatrische Syndrome

COPD bei älteren Patienten – darauf sollten Sie achten

Welchen Spielraum es gibt

Patienten rechtssicher ablehnen: So geht’s

Neue Skills dank Studium

Als Primary Care Managerin hält Desiree Reitmeier jetzt eigene Sprechstunden ab

Lesetipps
Im Krankenhaus wird der Patient unter Aufsicht eines Radiologen einer CT-Untersuchung unterzogen.

© Valerii Apetroaiei / stock.adobe.com

Vereinfachter Diagnose-Algorithmus

Lungenembolie mit weniger Bildgebung sicher ausschließen

Gruppe Senioren sitzt gemeinsam am Kaffeetisch im Aufenthaltsraum im Seniorenheim

© Robert Kneschke/Zoonar/picture alliance

Zwei Phase-III-Studien gescheitert

Semaglutid wirkt nicht gegen Alzheimer