Hintergrund

Ohne Eingriff: Sono klärt den Fibrosegrad bei Leberkrankheiten

Zwei nicht-invasive Verfahren auf Ultraschall-Basis eignen sich gut zur Bestimmung der Gewebe-Fibrosierung bei Leberkrankheiten wie nichtalkoholischer Steatohepatitis (NASH). Die Diagnostik ermöglicht eine Verlaufskontrolle und damit eine eingehende Beratung der Patienten.

Von Andreas Häckel Veröffentlicht:
Die Elastografie bestimmt die Steifheit von Lebergewebe.

Die Elastografie bestimmt die Steifheit von Lebergewebe.

© Echosens Deutschland

Erst in den vergangenen Jahren ist die NASH in den Fokus der Hepatologen geraten. "Wohlstandserkrankungen wie Diabetes, Hypertonie und Adipositas begünstigen den Verlauf von einer Leberverfettung bis zur terminalen Lebererkrankung", so Privatdozent Jörg Bojunga aus Frankfurt am Main.

Zugleich hat die Fettleber einen deutlich höheren Anteil an den chronischen Lebererkrankungen als virale Hepatitiden, auch wenn die Fibrosierungsrate geringer ist, so Bojunga bei einem von Gilead unterstützten Leberworkshop.

15 bis 30 Prozent der Bevölkerung in Deutschland haben eine Fettleber mit Steatose. Diese entwickelt sich bei etwa einem Drittel zur Bindegewebsentzündung (NASH), hiervon bekommt wiederum ein Drittel eine Zirrhose mit dem Risiko eines hepatozellulären Karzinoms (HCC).

Dies droht besonders dann, wenn gleichzeitig ein Diabetes vorliegt. Die genetisch bedingte NASH bei schlanken, meist jungen Menschen ist hingegen deutlich seltener.

NASH ist keine harmlose Anomalie, sondern erhöht langfristig das Sterberisiko - vor allem bedingt durch kardiovaskuläre, aber auch leberspezifische Erkrankungen wie Ösophagusvarizen oder HCC. Das belegt eine Langzeitstudie über 16 Jahre (Gastroenterology 2005; 129: 113).

Welche NASH-Patienten langfristig tatsächlich progressionsgefährdet sind und wie weit der prognostisch ungünstige bindegewebige Umbau der Leber bereits fortgeschritten ist, enthüllen allerdings weder Ultraschall noch Laborparameter.

Die invasive Leberbiopsie - bislang Goldstandard - wird nur bei etwa fünf Prozent der Risikopatienten angewendet. Mit der transienten Elastografie (FibroScan®) und dem "Acoustic Radiation Force Imaging" (ARFI) sind jedoch zwei nichtinvasive Techniken zur Bestimmung der hepatischen Bindegewebsanteile verfügbar. Sie sind hochsensitiv und erfassen größere Anteile des Lebergewebes als die Biopsie.

Die transiente Elastografie misst mit Ultraschall die Geschwindigkeit mechanischer Druckimpulse durch das Lebergewebe. "Je steifer die Leber ist, umso schneller wird der Impuls weitergeleitet", erklärt Bojunga. Dabei korreliert dieser Gewebeparameter gut mit dem Fibrosegrad der Leber.

Abhängig von der Grunderkrankung (Hepatitis C, primär biliäre Zirrhose, primär sklerosierende Cholangitis, NASH oder alkoholische Hepatopathie) haben Studien dafür unterschiedliche Grenzwerte (Cutoff-Werte) für die verschiedenen Fibrosegrade ergeben.

Die Kombination von Steifigkeitsmessung und Lebersonografie ermöglicht die ARFI-Technik. Sie beruht auf einem ähnlichen Prinzip, bietet jedoch den Vorteil, dass die Leber und das gemessene Areal zusätzlich im Ultraschall-Bild sichtbar ist. Zudem ist ARFI bei adipösen Patienten oft eher anwendbar.

Aufgrund der Einfachheit und Geschwindigkeit eignen sich beide Techniken gut zur Verlaufskontrolle und - in Verbindung etwa mit einer Leberbiopsie - auch zur Prognose stadienspezifischer Komplikationen wie Ösophagusvarizen oder HCC.

Die Befunde von ARFI und FibroScan® korrelieren gut miteinander, so Bojunga. Auch bei der Erkennung der Fibrosegrade seien beide Verfahren hoch sensitiv.

Die einzige gesicherte therapeutische Option bei NASH ist eine Änderung des Lebensstils mit vollwertiger Ernährung sowie mindestens dreimal wöchentlich körperliche Aktivität über 30 bis 45 Minuten.

Dies reduziert nachweislich den hepatischen und viszeralen Fettgehalt, zielt jedoch aus hepatologischer Sicht weniger auf die (wünschenswerte) Gewichtsreduktion als auf die metabolischen Effekte, betonte Bojunga.

Vom Fasten - das die Leberfunktion beeinträchtigt - rät er ab, ebenso von speziellen, meist Fructose-haltigen Diätlebensmitteln. Fruchtzucker fördere die Entstehung der Fettleber sogar und sei künftig nicht mehr als Diätzusatz erlaubt. Medikamentöse Ansätze wie Pioglitazon oder Vitamin E hätten sich insgesamt als weniger erfolgreich erwiesen.

Diese Einrichtungen arbeiten mit dem FibroScan

Unikliniken: Frankfurt am Main, Heidelberg, Mannheim, Hamburg, Bonn, Düsseldorf, München, Leipzig, Magdeburg, Berlin, Hannover, Essen, Freiburg, Aachen, Gießen, Würzburg, Homburg/Saar, Mainz, Rostock und Münster Krankenhäuser: Heidelberg, Düsseldorf, Köln, Moers, Bad Oeynhausen, Berlin, Lingen und Mülheim/Ruhr. Hepatologische Schwerpunktpraxen: Bonn, Herne, Düsseldorf, Berlin, München, Münster, Kiel, und Frankfurt am Main

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Vergleich mit offener Operation

Laparoskopische Ulkuschirurgie ist der Goldstandard

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an