Frühdiagnostik liegt oft in Händen der Hausärzte

KÖLN (aza). Etwa jeder dritte HIV-Infizierte in Deutschland weiß nichts von seiner Infektion. Verpasste Chancen einer frühzeitigen Therapie und die Gefahr einer unbewussten Verbreitung von HIV sind die Folge.

In der Erkennung dieser Infektionsträger kommt Hausärzten eine entscheidende Bedeutung zu, betonte Professor Jürgen Rockstroh aus Bonn im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung". Denn die Betroffenen würden wegen HIV-typischer Veränderungen und Erkrankungen ärztliche Hilfe suchen.

Zu den Erkrankungen, bei denen der Verdacht auf eine zugrunde liegende HIV-Infektion bestehen sollte, zählten eine Gürtelrose bei jüngeren Patienten, orale Pilzinfektionen, unklare Thrombopenie, HIV-typische Tumorerkrankungen wie Lymphome und Kaposi-Sarkom oder auffällige gynäkologische Befunde. Wegen Gemeinsamkeiten in den Übertragungswegen sollte auch eine Hepatitis Anlass für einen HIV-Test sein. Eine primäre HIV-Infektion kann sich in einem Mononukleose-ähnlichen Krankheitsbild äußern.

"Ich denke, es ist heute auch wichtig, eine Sexualanamnese zu erheben", betonte Rockstroh, der Präsident der heute in Köln beginnenden 12. Europäischen Aids-Konferenz ist. Die frühzeitige Entdeckung HIV-Infizierter sei wichtig, weil die Betroffenen ansonsten den heute möglichen Nutzen der Therapie nicht ausschöpfen könnten. Aber auch die Gesamtgesellschaft profitiere von der rechtzeitigen Diagnose, betonte Rockstroh.

Lesen Sie dazu auch das Interview: HIV-Therapeuten brauchen die Hilfe von Hausärzten

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