EAN-Kongress

Parkinson verläuft bei Frauen anders

Bei der Parkinson-Erkrankung gibt es offenbar eine geschlechtsspezifische Pathophysiologie.

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LISSABON. Parkinson verläuft bei Frauen anders als bei Männern – für diese Einsicht liefert eine aktuelle Studie, die beim Kongress der European Academy of Neurology (EAN) vorgestellt wurde, einen neurophysiologischen Hinweis.

Funktionale Veränderungen lassen sich im frühen Stadium der Parkinson-Erkrankung im primären motorischen Kortex (M1) mit transkranieller Magnetstimulation (TMS) nachweisen. Ein Team slowenischer Forscher ging von der Hypothese aus, dass sich pathophysiologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern in unterschiedlichen TMS-Ergebnissen zeigen, heißt es in einer Mitteilung der EAN.

Untersucht wurden 39 neu diagnostizierte, noch unbehandelte Parkinsonpatienten (23 Männer, 16 Frauen) anhand der UPDRS-Skala (Unified Parkinson‘s Disease Rating Scale), einem umfassenden Beurteilungsinstrument für krankheitsbedingte Beeinträchtigungen bei Morbus Parkinson. Anschließend wurden bei den Patienten und einer gesunden Kontrollgruppe verschiedene Parameter per TMS gemessen.

Die UPDRS-Tests förderten keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern zutage. Bei den Patientinnen verlief allerdings die Input- und Outputkurve (IO) auf der stärker von Parkinson betroffenen Gehirnseite weniger steil als bei den Patienten. Frauen mit Parkinson wiesen zudem eine besser erhaltene Kurzintervall-Intrakortikale Hemmung (SICI) auf als die Männer und tendierten auf der von den Krankheitssymptomen weniger betroffenen Seite zu einem besseren Response beim PAS-Protokoll (Plastizität des Gehirns, gemessen mithilfe von gepaarter assoziativer Stimulation).

Keine genderspezifischen Unterschiede ließen sich allerdings bei der motorischen Reizschwelle des Gehirns festmachen, ebenso wenig bei der intrakortikalen Fazilitation und der kortikalen Innervationsstille. In der Kontrollgruppe zeigten sich bei keinem Parameter der TMS Unterschiede zwischen den Geschlechtern, heißt es weiter.

"Die geschlechtsspezifischen Unterschiede, die wir in diesen Messungen zeigen konnten, sind der Nachweis pathophysiologischer Unterschiede in einem frühen Stadium unbehandelter Parkinson-Erkrankung. Das Geschlecht könne sich auch als relevanter Faktor bei der Therapiewahl erweisen", wird Autorin Dr. Maja Kojovic vom Ljubljana University Medical Centre zitiert. (eb)

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